Alltagsrassismus heute – man redet immer noch von den „Indianern“

Offener Brief an die Badischen Neuesten Nachrichten und die dpa

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der heutigen (05.04.2016) Ausgabe der BNN veröffentlichen Sie einen dpa-Artikel, der mit der rassistischen Überschrift „Indianerlegende starb mit 102 Jahren betitelt ist.

firstnationlegende

Der Begriff „Indianer“ nimmt eine vollkommen uniforme und deshalb vollkommende willkürliche Zusammenfassung verschiedenster geografisch und kulturell diverser Gesellschaften in den Amerikas vor, um diese gewaltsam im künsltich geschaffenen Kontext eines rassistischen Großkonstrukts zu verorten. (Arndt/Ofutey-Alazard (Hrsg), Wie Rassismus aus Wörtern spricht, Seite 690/691, ISBN978-3-89771-501-1)

Der Begriff dient dazu, eine imaginäre Unterscheidung zwischen weißen Menschen und den Ureinwohnern Amerikas (Kontinent, nicht USA) zu manifestieren, wobei der Ureinwohner (First Nations) dabei als der „Edle Wilde“ mystifiziert wird. Die Angehörigen dieser erfundenen Menschengruppe (deren Benennung dazu noch auf dem Versagen des angeblichen „Entdeckers“ Kolumbus beruht) werden dabei gerne als Menschen zweiter Klasse oder vor-zivilisiert gegenüber weißen Menschen markiert. Dabei ist heute (im Gegensatz zu 1492) völlig klar, dass es viele verschiedene amerikanische Ethnien gab und gibt. Darüber hinaus lehnen diese Ethnien die Sammelbezeichnung ab. Das kann man als Journalist wissen, wenn man es möchte. Es ist ja nicht so, dass erst seit kurzem über die Begriffe und Rassismen der weißen, westlichen Welt diskutiert wird.

Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, sprechen Sie von „Stämmen“ und „Stammessprache“, ein weiterer Begriff, der die Ethnien als „vor-zivilisierte“ Gesellschaften diskriminiert, anstatt einfach von „Crow“ zu sprechen. Oder hat jemals jemand vom einem „Stamme der Deutschen“ oder anderen, weißen Völkern gesprochen? Nein.

Sie bedienen sich in diesem Artikel einer Reihe von klassischen, rassistischen Klischees. Für den weißen europäischen Leser ist das ja auch sicher kein Problem –  für Native Americans ist es ein Bündel rassistischer Klischees.

Ich bitte Sie, zukünftig darauf zu achten, dass Sie keine rassistische Sprache verwenden.

P.S.: diese E-Mail wird auch in meinem Blog unter www.joergrupp.de veröffentlicht.

Update:

dpa hat geantwortet:
Wir waren uns der Problematik des Wortes „Indianer“ beim Schreiben, Redigieren und Veröffentlichen der Meldung durchaus bewusst, haben uns aber auch bewusst dafür entschieden, es zu benutzen. Dies hat einen ganz einfachen Grund: Joe Medicine Crow hat selbst – über die Jahrzehnte wiederholt – das Wort „Indianer“ benutzt (Indians bzw. American Indians), wenn er über die Lebenssituation der Ureinwohner Amerikas gesprochen hat.

Die dpa benutzt also bewusst sprachliche Rassismen (würde sie auch „bewusst“ das N-Wort benutzen?)

0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
23 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
BDK2015Halle

Warum wünschte ich mir nur, dass der Beitrag vom 01.April datiert?
Manchmal kann man „offene Briefe“ schicken und sich vollkommen lächerlich machen. So wie hier.

Es gibt Wichtigeres, als dem Internet und der BNN mitzuteilen, dass der umgangssprachliche Begriff des „Indianers“ rassistisch unterlegt sei.

Nanu

Geschichte nicht ganz aufgepasst, aber ich möchte ihnen gerne auf die Sprünge helfen : Stamm der Chatten, Stamm der Triboker, Stamm der Sueben, Stamm der Friesen, Stamm der Kimbern, der Teutonen, der Makromannen, und noch viele mehr. Ist das nun auch Rassismus ? Ach ich vergesse das immer, die Grünen sind ja mit der deutschen Geschichte nicht so auf du und du…

BDK2015Halle

Apostel Rupp? Für Sie gibt es also nichts Wichtigeres, als sich um Dinge zu „kümmern“, die Sie – mit Verlaub – nichts angehen, da Sie weder ein Mandat noch als „Indianer“ eine inhärente Berechtigung haben, sich über umgangssprachliche Begrifflichkeiten aufzuregen?

Übrigens: in Dresden brauchen noch die bis dato nie gesichteten kleinen Hufeisennasen Lobbyisten. Wäre das nicht einen offenen Brief wert?

BDK2015Halle

Wer sein „Leben“ ständig ins Internet schreit und um Öffentlichkeit bettelt, sollte nicht heulen wie ein Kleinkind, wenn Feedback kommt.

Hans Partsch

Lieber Jörg.
danke dafür, dass du dich so sehr für ein würdevolles Miteinander einsetzt.

Ich bin knapp 10 Jahre älter als du und auch mir ist dies ein zentrales Anliegen.
Nach meiner Erfahrung ist das verdammt schwer, weil wir uns immer wieder selber Fallen stellen.
Z.B. schreibst du > Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, sprechen Sie von „Stämmen“ und „Stammessprache“, ein weiterer Begriff, der die Ethnien als „vor-zivilisierte“ Gesellschaften diskriminiert, … <. Daraus schließe ich, dass es in deinem Sprachgebrauch vor-zivilisierte Gesellschaften gibt. Das ist nicht allzu erstaunlich, weil unsere westliche, europäisch geprägte industrielle Zivilisation (welche ja 2000 jährige imperiale Römischgeprägte Christliche Wurzeln hat) auf dem unreflektiertem Dogma, also. Tabu beruht: „Unsere Zivilisation ist die fortschrittlichste.“
Viele meinen sogar, unsere Zivilisation sei die einzige, und alle anderen Zivilisationen seien nur „vor-zivilisiert“, weshalb sie (ob sie wollen oder nicht) etwas Entwicklungshilfe bräuchten um zumindest industriell kompatibel (was so viel wie ausbeutbar bedeutet) oder selbst industriell zu werden. Ich gehe einmal davon aus, dass du schon einen weiteren Horizont hast.

Am heutigen Tag möchte ich Joseph Medicine Crow-High Bird ehren.
Im Sommer 2008 hatten wir die Gelegenheit miteinander Kaffee zu trinken. Diese Gelegenheit ergab sich in der Indian-Time, als er eigentlich am Little Bighorn Massaker Field mit seiner Pfeife die jährliche Gedenkfeier eröffnen sollte. Er meinte: „Diese hektischen jungen Indians haben mich wohl ganz vergessen. Aber die werden ohne mich einfach nicht anfangen können, und wir beide haben jede Menge Zeit über alte Indian- und European-Sprachen zu ratschen.“ Natürlich blieb es nicht bei den Sprachen, sonder wir philosophierten über die unterschiedlichen Kontexte, in denen die unterschiedlichen Völker (welche manchmal im selben Land beheimatet sind, bzw. sich beheimaten) leben, und die Verständigungsschwierigkeiten aufgrund dieser unterschiedlichen Kontexte, wenn sie unbeachtet bleiben. Und natürlich kamen wir darauf, wie schwer es uns beiden immer wieder fällt, über unseren jeweiligen Kontext-Horizont hinauszudenken.
Mit Kontext ist dabei natürlich vor allem die Lebensart, die kulturelle Tradition und das daraus resultierende Wertesystem gemeint, welche zusammen unsere jeweiliges Sprache und in weiterer Folge unser jeweiliges Denken prägen.
Dies zu beratschen (der Begriff „Gespräch“ wäre dem Geschehen nicht gerecht, weil es dabei mehr ums aufeinander-zuhören als ums zueinander-sprechen ging, was auch so ne Indianart ist, an die ich mich erst gewöhnen musste) war ihm wichtig, weil ich zwei Wochen zuvor von Ihnen traditionell im Stamm (Tribe) aufgenommen, d.h. als Crow, genauer als Apsaalooke anerkannt und verpflichtet wurde.

Ach ja, sie selbst davon, dass: „Jeder Tribe hat seine eigene Tradition.“

Und sie sprechen von sich: „Wir sind stolz Indian zu sein!“

Wikipedia hilf uns sprachverwirrten EuropäerInnen: Suchbegriff „Ethnie“:
„… Beispiel für indigene Völker (lateinisch indiges „eingeboren“) sind die Indianer Nordamerikas, die sich als Angehörige einer „Indianischen Nation“ (Indian Nation) und damit einer gemeinsamen Ethnie verstehen. …“
Aber das hilft uns auch nicht weiter, weil „Indigen“ nur ein Fremd-Wort für „Eingeboren“ ist.

Mit lieben Grüßen:
Hans from Austria
(So sprechen sie mich zwar an, aber mein Indianname lautet etwas anders 🙂
und falls du noch Fragen an mich hast, hast du jetzt meine Email-Adresse)

Hans Partsch

Jepp, voll erwischt! Das war natürlich eine Unterstellung von mir, der ich nicht widerstehen konnte. Tschuldigung, aber Ich wollte erfahren, wie du auf so eine Provokation reagierst.
Jetzt beginnt es mir Spass zu machen!
Im Cheyenne- und Crow-Reservat sind mir nämlich solche Provokationen bei jedem „Erstgespräch“ widerfahren. Ich habe sehr ähnlich reagiert wie du, was sicherlich dazu beitrug, dass sie überhaupt mit mir weiterredeten. Und jetzt hab ich selber eine losgelassen 🙂
Nun, ich vermisste bei ihnen tatsächlich die Winnetou-Filmmusik im Hintergrund, weil ich erlebt habe, dass die Vergangenheitsform in deinem letzten Satz noch lange nicht zutreffend ist. Für unseren Planeten gibt es noch Hoffnung!, weil von Ihnen sehr starke Impulse für ein menschliches Miteinander ausgehen.
Liebe Grüße ins Badische von Hans from Austria

BDK2015Halle

Herrlich! Da wird die Antwort der BNN (ich denke wohl der BNN und nicht der dpa) veröffentlicht, die völlig verständlich darauf verweist, dass natürlich die Selbstbezeichnung von Oberindianer Joe Medicine Crow maßgeblich ist und nicht das verquere Weltbild eines Einzelnen aus der Malscher Provinz!
Und was macht unser Rupp? Regt sich nach wie vor auf, dass dies rassistisch sei.

Kommen Sie – seien Sie konsequent; erklären Sie doch dem Rest der Welt, dass Ihr Weltbild das einzig Wahre ist und sich Jeder und Alle nur nach Ihnen zu richten haben.

Hans Partsch

Wir alle haben noch viel zu lernen lieber BDK2015Halle.
Z.B. den letzten, vor wenigen Tagen Verstorbenen und heute zu begrabenden, war chief zu ehren.
Er äußerte sich meinem Erleben nach immer im gegenseitigen Respekt.
Mir ist dies auch wichtig.
Ich hoffe, ich wünsche mir , dass dieser Respekt zumindest an dem heutigen Tag in allen geposteten Kommentaren zu einem Artikel im Zusammenhang mit Ihm Einzug hält.
A-Hoh, Hans from Austria

Whatever@yahoo.co.uk

„Gegenseitiger Respekt“?? Not really. Not at all.

Hans Partsch

Oh diese beiden ?? sind eine Frage nach der Würde.
Dabei gibt es zwei grundlegende Tatsachen:
Meine Würde z.B. kann mir Niemand nehmen; nicht durch mangelnden Respekt, nicht durch Ignorieren meiner Wünsche, auch nicht nicht durch Beleidigungen, nicht durch Anschuldigungen oder Unterstellungen, nicht durch Belästigungen, …
Einzig ich alleine kann mir meine Würde nehmen, z.B. indem ich mich Anderen gegenüber respektlos verhalte, indem ich ihre Wünsche ignoriere, indem ich sie beleidige, beschuldige, belästige, …
Und es gibt eine weitere, von mir beobachtete Tatsache:
Jeder und jede Indian bricht augenblicklich jeglichen Kontakt zu einer würdelosen Person ab.
A-Hoh, Hans from Austria

Whatever@yahoo.co.uk

Herrlich, wie Sie fuer sich Freiheit und das Recht auf freie Meinungsaeusserung proklamieren, waehrend Sie gleichzeitig genau dies Anderen nicht zugestehen. Siehe Busfahrer mit TS-TShirt. Siehe demonstrierende Dresdner, die Sie pauschal als Rassisten verunglimpfen. Siehe AfD-Mitglieder und -waehler, die Sie als Faschisten beleidigen.

Sie demaskieren sich immer wieder auf’s Neue.

BDK2015Halle

Sie negieren all diejenigen, die Sie bis jetzt vor den Kopf gestoßen und beleidigt haben! Sei es in Malsch, KA, in der Partei und / oder im Netz, Whereever.

Hans Partsch

Apropos negieren, ist deine Identität auch Whatever@yahoo.co.uk ? oder seid ihr Zwillingsbrüder ?, wegen eurem Sprachgebrauch und so.
Dies war übrigens meine letzte Antwort euch beiden gegenüber.
Hans from Austria

Berta Brahmer

Also mit dieser Einheitsfront von „Rechten“, „Halbrechten“, „Gahhhnzlinken“, „Viertelgrünen“ und sonstigen Maulhelden hätte ich bei diesem Thema von Herrn Rupp nicht gerechnet.
Kürzlich warf ich hier ein, dass zwar „jeder Nazi ein Schuft – aber nicht jeder Schuft ein Nazi sei“.
Das fällt mir bei dieser Gelegenheit so mal spontan ein, wobei ich mehr an die „Nicht jeder Schuft“ denke.
Herr Rupp, Sie haben den Kern der Sache sehr wohl beim Schopfe gepackt, und das wissen / spürten auch alle Kommentatoren, denn einige fühlten sich direkt GEtroffen, andere BEtroffen, einer auch besoffen.
Dass Sie sich dabei nicht bis in jedes Detail fachlich und historisch orientiert zeigen, sei Ihnen geschenkt, Hinweise von einigen Kommentatoren hätten Sie früher haben sollen – das ändert nichts an dem Kern der Sache, dass dieses Thema auch unsere Beachtung verdient, möchte sehen, was ein „linker“ Köllner so sagt, wenn ihm der „rechte Sachse“ die islamistischte Szene Deutschlands voller Dsihat unter die Nase reibt und der nicht versteht, wieso sich ein „doch rechter Sachse“ das auch noch erlaubt.
Landsmannschaftliches im Gespinst mit unreifen politischen Gebaren eben – ob das den „indianern“ (unter sich) nicht ähnlich geht, wenn sie sehen, wie hie schwadroniert wird über „die Indianer“ ….

Herr Rupp, Sie haben das „Ding eingeschädelt“, was Ihnen kleinere Unsauberheiten in der Darstellung verzeihen lässt, denn wie ich erkenne, ging es darum, sich in andere hinein zu versetzen, bevor man über sie schwätzt, auch wenn genau das hier dieser und jener nicht so mag und mancher nicht einmal erfasste.