Große Aufregung herrscht um die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Felicia Langer. Pro und Contra sind in der Presse breit diskutiert worden. Meiner Meinung nach geht die Verleihung auch so in Ordnung – von meiner grundsätzlichen Abneigung gegenüber Orden und sonstigen Auszeichnungen gegenüber mal abgesehen. Man darf, muss den Staat Israel und seine Politik gegenüber den Palästinensern kritisieren (dürfen). Dass alleine schon auf diese Verleihung hin jedoch ein bundesweiter Aktionismus beginnt, auf deren Spitze verliehen Bundesverdienstkreuze zurückgegeben werden, ist für mich nicht mehr nachvollziehbar. Wir leben in einer Demokratie und es herrscht freie Meinungsäußerung. Und man kann nicht umhin, die Menschenrechtsverletzungen, die der Staat Israel zu verantworten hat, zu benennen. (Und natürlich vergisst man dabei nicht, dass auch Israel viel Leid widerfahren ist und Terror und Angriffe genauso unsäglich sind). Von Boris Palmer, Tübinger OB, GRÜNER – und der aufgrund ihres Wohnortes Tübingen derjenige, der ihr das Verdienstkreuz überreicht hat, ist ein interessanter Mailwechsel mit Henryk M Broder veröffentlicht, der versucht hat, die Verleihung zu skandalisieren. Ich ziehe meinen Hut vor Boris.
Das Bundesverdienstkreuz für eine Israelkritikerin
- Beitrags-Autor:Jörg Rupp
- Beitrag veröffentlicht:28. Juli 2009
- Beitrags-Kategorie:Allgemeines / Demokratie / GRÜNEs / Innenpolitik
- Beitrags-Kommentare:33 Kommentare
full ACK, sehe ich genauso. Man kann Schuld und Leid nicht verrechnen nach dem Motto: Weil uns viel böses angetan wird, müssen wir mit viel bösem zurückschlagen.
lg aus Mannheim
Daniel
Sehr geehrter Herr Rupp,
Vielleicht kann dieser Artikel Sie ein wenig dazu animieren, über Ihre Zeilen noch einmal nachzudenken.
Man muss sich schon sehr beherrschen, um bei der Lektüre Ihrer Zeilen noch ruhig zu bleiben.
http://clemensheni.wordpress.com/2009/07/26/boris-palmer-und-der-wohlfuhl-antisemitismus/
Vielleicht kommt ja etwas Vernünftiges dabei raus.
Gruß
bd
Sehr geehrter Herr Dahlenburg,
ich habe es gelesen. Dankeschön. Auch genügend pauschalierte Vorurteile dabei.
Nichtsdestotrotz sehe ich keinen Grund, irgendetwas zurückzunehmen oder zu ändern. solange Kritik an der Politik Isaraels vor allem gegenüber den Palästinensern mit Antisemitismus gleichgesetzt wird, kommen Sie denke ich, nicht weiter. Ich heiße keine Gewalt gut, weder Selbtmordattentate noch Raketen auf Siedlungen. Und ich toleriere weder Ghettoisierung noch menschliche Schutzschilde. Meine Kritik richtet sich gegen die Unversöhnlichkeit. Und mein Wunsch ist der Frieden. Setzen Sie sich mit derselben Vehemenz, wie Sie jetzt gegen Frau Lange engagieren, dafür ein, dass die UN-Resolutionen für Israel und Palästina umgesetzt werden. Ich werde weiterhin für den Frieden streiten.
Jörg Rupp
„Man darf, muss den Staat Israel und seine Politik gegenüber den Palästinensern kritisieren (dürfen).“
Das ist ja nun das dümmste „Argument“, das man anführen kann. Israel wird tagtäglich mehr kritisiert als irgendein anderes Land der Welt. Und am stärksten machen sich Israelis ihre Gedanken.
Was aber Frau Langer angeht, so ist von ihr keinerlei Israelkritik zu vernehmen, sondern ausschließlich antiisraelische Hetze. Wer die Palästinenser jeglicher Verantwortung enthebt, keinerlei Kritik an Israel-Hetzern wie dem Präsidenten des Iran oder Hamas-Vertretern kennt und Israel für alles Üble im Nahen Osten verantwortlich macht, wie es Frau Langer tut, dem gehört kein Bundesverdienstkreuz – außer, diese Republik ist auch offiziell der Meinung, dass Israel ein Verbrecherstaat ist, der nicht in diese Welt gehört
auf Anwürfe wie „dümmstes Argument“ möchte ich nicht antworten.
Hallo Herr Rupp,
Sie schreiben auf Anwürfe wie “dümmstes Argument” möchte ich nicht antworten.
Gut, Heplevs Formulierung ist scharf, aber geht es Ihnen mehr um die Form oder um den Inhalt?
Man kann Heplevs Argument Israel wird tagtäglich mehr kritisiert als irgendein anderes Land der Welt. Und am stärksten machen sich Israelis ihre Gedanken. nicht durch einen „Ordnungsruf“ unterbinden. es stimmt schlicht und einfach. Und eigentlich wissen Sie es auch.
Das klingt so ähnlich wie Herrn Palmers Aufforderung an Broder, doch zu recherchieren, wo Baden liegt: Man flüchtet sich in Formfragen, um dem Kern der Debatte auszuweichen. Ein beliebtes Spielchen.
Und ein bisschen mager, meinen Sie nicht auch?
„Wir leben in einer Demokratie und es herrscht freie Meinungsäußerung“
Ach ja? Und warum soll man dann nicht sagen dürfen, das man von der Verleihung nichts hält? da hört es denn auf mit Meinungsfreiheit?
Wo steht das? Selbstverständlich dürfen, sollen Sie sich gegen die Verleihung laut und deutlich zu Wort melden. Organisieren Sie Demonstrationen, Unterschriftenlisten, was weiß ich. Aber bleiben Sie dabei nicht beleidigend. Und akzeptieren Sie auch, dass es Leute gibt, die das eben anders sehen als Sie.
Sehr geehrter Herr Rupp,
sind wir uns dahingehend einig, dass wir beide Frau Anetta Kahane sehr schätzen – eine sehr mutige Frau, die hin und wieder bei MUT veröffentlicht (Sie kennen die engagierte Seite sicher, die ich selbst für meine Arbeit verwende)?
Gut.
Dann lege ich Ihnen jetzt vor, was Frau Kahane gesagt hat, und ich denke, Sie werden nichts dagegen haben:
„Die Grünen haben aber auch Bürgermeister, natürlich im Westen, so wie in der Stadt Tübingen. Dort gab es einen anderen Fall von Gefühllosigkeit, der freilich kein Menschenleben kostete, aber mit einem totalitären Anspruch auf Wahrheit spielt, der sehr vielen Menschen das Leben gekostet hat. Es handelt sich um die Entscheidung des Bürgermeisters, eine Frau für das Bundesverdienstkreuz vorzuschlagen, die sich mit den übelsten Antisemiten und Mördern verbündet, sie erklärt und verteidigt, um die ohne jeden Zweifel bestehenden Probleme und Missstände in Israel anzuprangern.
Diese Frau heißt Felicia Langer, ist Anwältin, arbeitet aber heute vor allem als Anklägerin Israels. Am liebsten tut sie dies in Deutschland, wo sie ein dankbares Publikum findet. Nun, anprangern, warum nicht? Das Problem jedoch – sie ist keine Demokratin. Ihre Argumentation, ihre Haltung und ihre Gesinnung erinnert daran, dass sie Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei Israels war. Dabei ist es wirklich egal, ob sie ihre bipolare, von Antiimperialismus und Klassenkampf geprägte Weltsicht als Jüdin oder Nicht-Jüdin vorträgt. Ihr Menschenbild, von Israelfeinden hoch gelobt, vor allem von Tübingens Bürgermeister, entsprach vollkommen dem in der DDR propagierten. Felicia Langer wurde von Erich Honecker persönlich eingeladen, die beiden vereinte eine Art Humanismus zu der auch die Unterstützung antisemitischer Terroristen wie Abu Nidal und sein Trupp gehörte, die überall auf der Welt Attentate gegen jüdische Einrichtungen mit etlichen Toten verübt hatten.
Dass heute ein grüner Bürgermeister stellvertretend für eine in der Linken weit verbreiteten Atti-tüde Langer als Symbol des Humanismus preist und der Bundespräsident ihr das Verdienstkreuz verliehen hat, zeugt ebenso von einem eigenartigen Verständnis für Empathie und Geschichte. Genauso wie nach der Ermordung der jungen Frau in Dresden. Ethisch, menschlich und sogar politisch richtig wäre es gewesen, wenn diejenigen, die sich gegen Rassismus und Rechtsextremismus einsetzen und dem Mord an Marva anprangern, auch gegen die Ehrung von Felicia Langer protestiert hätten. Und die Freunde Israels, auch die kritischen, hätten gut und gern auch etwas mehr Bereitschaft zeigen können, die Lage ganz normaler Muslime anzuerkennen und etwas Mitgefühl nach dieser schrecklichen Tat zeigen können. Dass dies leider weitgehend ausgeblieben ist, zeigt wie nah sich Ost und West inzwischen gekommen sind. Oder wie wenig sie mitunter trennt.“
Anetta Kahane
——————
Hier der Link (bitte etwas nach unten scrollen):
http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/debatte/kommentare/kommentar-von-anetta-kahane-ueber-ost-west-vergleiche/
Ist Frau Kahane verrückt, irrt oder pauschalisiert sie, was Sie mir unterstellen, obwohl ich genauso argumentiere? Ist Ralph Giordano verrückt und pauschaliert er?
Könnten wenigstens Frau Kahanes Worte an Ihrer grenzenlos äquidistanten Selbstgerechtigkeit und unheilbaren Gesundheit etwas ändern?
Oder denken Sie, dass Frau Kahane keine eigene Meinung hat?
Beste Grüße
Bernd Dahlenburg, M.A.
Evang. Theologe / Freier Redakteur
———————
P.S: Sprechen wir endlich sachlich darüber, was Frau Langer für das BVK „qualifizierte“.
Manchmal kann es auch nicht schaden, Fehler einzugestehen. Das praktizieren wir im täglichen Leben doch auch so, nicht wahr?
Oder ist „Grün Sein“ eine unhinterfragbare Religion? Oder eine Sekte?
Herr Dahlenburg,
ich erlaube mir, selbst zu denken, anstatt jetzt ebenfalls Links und Kommentare vermeintlich honoriger Persönlichkeiten ins Feld zu führen. Das wäre ja dann nur die Fortführung der Debatte, die schon in der Presse stattgefunden hat. Und so wie es gute und schlechte Demokraten gibt, so gibt es gute und schlechte Kommunisten. Meinem Eindruck nach, der sich hier wieder bestätigt, unterliegt Kritik an der israelischen Aggressionspolitik einem Tabu. Und Ihre Reaktion, die ja auch sehr eindeutig provokotiv persönlich ist, ist ein weiterer Beleg dafür. Insofern denke ich, ist alles gesagt, Herr Dahlenburg.
Grüße
Jörg Rupp
Aggressionspolitik + Tabu
Herr Rupp,
allein die Tatsache, wie gelassen Sie diese Begriffe aussprechen, zeigt, dass sie Sie in Kaderdenken verharren: Inneren Zusammenhalt schaffen, indem man nach außen die Stacheln ausfährt. „Identitätsstiftung“ nennt man so etwas. Die Frage ist nur, ob so eine Haltung auch zielführend ist.
Sorry, und diese Formulierungen kann man genauso gut bei Altermedia oder beim Muslimmarkt finden. Interessant wäre mal, die Schnittmenge aufzuzeigen, die sich bei der Lektüre Ihrer Äußerungen und derjeniger radikaler Islamisten und Rechtsextremer finden lässt.
———
Zum Tabu abschließend: Tagtäglich kann jeder Mensch in x-Zeitungen nachlesen, wie es mit diesem „Tabu“ bestellt ist: Genau das Gegenteil von dem, was Sie behaupten, ist der Fall: von 10 Zeitungen schreiben 9 israelkritisch, und nicht selten unter der Gürtlelinie.
Das Tabu-„Argument“ ist nicht zuletzt deshalb ein beliebtes Totschlagargument vieler Antisemiten – gleich aus welcher Partei sie kommen. Schade, dass Sie es so gedankenlos wiederholen.
Martin Walser lässt grüßen.
P.S.: Schon Text von Clemens Heni durchgelesen? Nein, vermute ich mal.
„Inneren Zusammenhalt schaffen, indem man nach außen die Stacheln ausfährt. “Identitätsstiftung” nennt man so etwas. Die Frage ist nur, ob so eine Haltung auch zielführend ist.“
Auswendig gelernt im Proseminar hat der Bernd Dahlenberg, Magister der Evangelischen Gotteskunde, scho ebbes, awwer nit, in welche Richtung man ein sehr bescheidenes Licht am besten richtet: gegen sich. Hier wäre was zu gewinnen.
Awwer so, stiehlt er dem Herrgott nicht den Tag? Der gute Mann treibt sich den lieben, langen Tag auf Blogs rum.
„Wo steht das? Selbstverständlich dürfen, sollen Sie sich gegen die Verleihung laut und deutlich zu Wort melden. ….Aber bleiben Sie dabei nicht beleidigend. Und akzeptieren Sie auch, dass es Leute gibt, die das eben anders sehen als Sie.“
Wo das steht? Was soll denn sonst der Hinweis auf die freie Meinungsäusserung. Niemand will Langer den Mund verbieten, soll sie sich doch blamieren so gut wie sie kann. Aber für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes ist nun mal die Inanspruchnahme der freien Meinungsäusserung etwas wenig.
Nebenbei: Bleiben (!) Sie nicht beleidigend? Für Sie ist also der Hinweis, dass auch andere als Langer das Recht auf freie Meinungsäusserung haben, schon beleidigend?
Also, dann sind wir uns doch einig.
Sehr geehrter Herr Rupp,
Der Magister für Evangelische Gotteskunde, Bernd Dahlenburg, und der anonyme Ritter mit beschränkter Haftung, Heplev, agieren gerne und häufig konzertiert (http://backsp.wordpress.com/uber/). Bernd Dahlenburg ist auch der „freie Redakteur“, der bei „Honestly Concerned“ Diffamierungskampagnen orchestriert. Ein Knallharter, ein hundertprozenter. Nun hat er es für nötig gehalten, ein nicht ganz vorteilhaftes Pic von Ihnen aus den Archiven zu holen, um Sie auf seinem Blog vorzuführen (Sehr geehrter Herr Rupp [Abbildung; Quelle], http://castollux.blogspot.com/). Mit glücklicher Hand bringt der mit allen Taufwassern gewaschene Theologe eine unumstrittene Autorität gegen Sie in Anschlag, Frau Anetta Kahane. Da können Sie doch nur stramm stehen. Öffnen Sie ruhig den Link, den Magister Dahlenburg Ihnen zur Katharsis und Umkehr vorschlägt: Scrollen Sie nicht gleich runter, dann sehen Sie auch, dass Freiburg und Tübingen, Palmer und Salomon gehupft wie gesprungen sind. Das sind natürlich für einen Mann, der sub specie aeternitatis zu denken gewohnt ist, Petitessen, für uns hier im Diesseits sollten dies nicht zu vernachlässigende Unterschiede sein.
Können Sie ein Bild von Bernd Dahlenburg aus Augsburg einstellen? Das ist sicherlich ein Adonis?
Sagen Sie, haben Sie verstanden, warum der Gottesknecht Dahlenburg fragt „Oder denken Sie, dass Frau Kahane keine eigene Meinung hat?“
Mit freundlichen Grüssen
Oscar Mercator
Ich halte die israelische Siedlungspoltik für falsch, das war eine falsche richtuingsentscheidung in den 70ern
Jetzt hab ich das gesagt, und von einem Tabu ist mir nichts aufgefallen. Durfte ich das nicht sagen? Doch , habe ich doch. Wo also besteht das Tabu?
Wie ich schon schrieb, ist es vor allem der Vorwurf an die israelische Aggressionspolitik an ein Tabu gebunden. Verharmlosung hilft hier auch nicht weiter, genauso wenig wie lächerlich machen. Ich empfinde das so, als würden Sie diese Debatte nicht ernst nehmen. Dann können wir sie hier beenden. Auf Wiederlesen.
Ich verstehe, Sie haben keine Argumente mehr um das angebliche tabu zu begründen.. Das ist aber bei Leuten, die Tabubruch mit dem Einrennen offener Türen verwechseln, nicht weiter verwunderlich.
Um es zu verdeutlichen: wenn Sie „Siedlungspolitik“ mit den Menschenrechtsverletzungen gleich setzen, dann verharmlosen Sie und verunglimpfen die Opfer. Sie haben keine offene Tür, hinter Ihrer Tür ist ein Mauer aus Ignoranz. Da ich keinen Sinn mher in einer weiteren Debatte sehen, beende ich dies hier.
Sehr geehrter Herr Rupp,
ich hatte weiter oben über diverse Schnittmengen zwischen Nazis, Linken und Islamisten gesprochen.
Mich würde interessieren, wie Sie DAS hier kommentieren:
http://www.news4press.com/Hass-auf-juedische-Menschenrechtlerin_478911.html
Warum beruft sich eine nationalsozialistische Zeitung auf Frau Langer?
Zufall?
Noch einmal: Wo sind die Schnittmengen zu den Grünen, was Antisemitismus betrifft?
Grüße
Bernd Dahlenburg
—————
P.S: Und jetzt erklären Sie mir doch bitte einmal, warum (und ob) Sie „vereinnahmt“ worden sind.
Oben erwähnten Sie, dass Sie für Frieden sind.
Welchen Frieden meinen Sie eigentlich? Den Frieden in der Diskussion um Frau Langer?
Herr Dahlenburg,
mein letzter Kommentar dazu: da Sie mich hier des gedankenlosen Verwendens antisemitischer Formulierungen bezichtigen, werde ich auf Ihre Provokationen nicht weiter eingehen. Ich werde mich Ihnen genausowenig weiter unterhalten, wie ich auf „dümmstes Argument“ eingehe – auf eine solche Art der Debatte, die ja dann keine mehr ist, kann ich gerne verzichten. Dies ist mein Blog, insofern mein Wohnzimmer. Aus diesem werfe ich Sie nun hinaus. Ich fordere Sie auf, hier auf weitere Postings zu verzichten. Tun Sie das nicht, werde ich jeden weiteren Kommentar Ihrerseits löschen. Und als Allerletztes: worauf sich Nazis beziehen, liegt nicht in der Verantwortung derer, die sich geäußert haben. Nazis nutzen jedes Argument, dass sie hoffähig macht. Das wissen Sie so gut wie ich. Ich jedenfalls lasse mich von jemanden wie Ihnen nicht weiter in die Nähe von Nazis rücken. Sie bieten ein Lehrstück, wie man versucht, Menschen mundtot zu machen, in dem man ihnen das Wort bewusst im Munde herumdreht. Das ist viel näher an den Praktiken der Nazis, als Ihnen vielleicht bewusst ist. In diesem Sinne: ich wünsche Ihnen ein interessantes Leben.
„Wie ich schon schrieb, ist es vor allem der Vorwurf an die israelische Aggressionspolitik an ein Tabu gebunden“
„Nazis nutzen jedes Argument, dass sie hoffähig macht“
Also hoffähig ist etwas, wenn es an ein Tabu gebunden ist.
Also doch das Einrennen offener Türen.
Herr BillBrook,
danke für Ihre Beiträge, ich verabschiede mich jetzt ebenfalls von Ihnen.
Jörg Rupp
Sehr geehrter Herr Rupp,
ich habe die Diskussion um Frau Langer mit Interesse verfolgt und bin ganz zufällig auf Ihren Blog und diese Diskussion gestossen. Ich kann den Herren Dahlenburg, Heplev und BillBrook in Ihrer Kritik an der Verleihung des BVK an Frau Langer nur beipflichten. Was Frau Langer tut ist das Schaffen von Feindbildern, hier dem Feindbild des brutalen, morallosen Juden, der die Palästinenser mit seiner Agressionspolitik bedroht und die ideale zionistische Gesellschaft Frau Langers behindert aufzukeimen (Der Zionismus in Israel ist ein Produkt sozialistischer.Einwanderer wie Ben Gurion und hat mit dem Zionismus Herzls in Westeuropa nicht viel zu tun).
Auch Antisemiten haben Juden in Deutschland seit Beginn des Kaiserreichs 1875 immer wieder vorgeworfen unmoralisch, aggressiv, besonders sexuell aktiv zu sein- Die Motive sind Ihnen sicherlich aus dem Stürmer der Nazizeit bekannt. Hitler konnte den Antisemitismus der Kaiserzeit und Weimarer Republik in der Staatspolitik hoffähig machen. Die Nürnberger Gesetze sind ein Exempel, wie antisemitische Forderungen (siehe z.b. Antisemitien-Petition 1880/81) gesetzlich verankert wurden und Staatspolitik wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Shoah trat in Europa ein neues Phänomen auf: Der „Antisemitismus ohne Juden“. Ein Exempel hierfür mag zum Beispiel der Wiederaufbau Frankfurts sein, bei dem die Baupläne der Nationalsozialisten für eine „judenreine“ Stadt verwirklicht wurden. Das jüdische Museum am Börneplatz wurde in den 80er Jahren nur mit Protesten der Bevölkerung errichtet – und zwar über einer Tiiefgarage im Erdgeschoß der damaligen Gaswerke.
Antizionismus ist eine weitere Form, die mit dem Antisemitismus der Nachkriegszeit eins gemeinsam hat: Die Projektion eigener (Identitäts-)Probleme auf die Juden. bzw. Israelis, als so genannte erste und zweite Generation der in Nazideutschland verfolgten und ermordeten Juden. Ihnen kann man getrost die eigenen Schuldgefühle auf Grund der Shoah anlassten, in dem man die eigene Kritik als Kritik gegen Israel tarnt und sich mit den Palästinensern uneingeschränkt und kritiklos identifiziert.
Die Spitze solch einer verzerrten und eindimensionalen Kritik ist die Aussage, dass Israel gegen die Palästinenser das gleiche tun würde, wie die Nazis gegen die Juden. Ein anderes Beispiel im ähnlichen Muster ist der Vorwurf gegen Israel eine Appartheitspolitik zu betreiben wie die Behauptung der Antizionisten, dass Kritik an Israel tabu wäre, obwohl gerade auf gesellschaftlicher Ebene in Israel und in der Wissenschaft und auf international-politischer Ebene das Gegenteil der Fall ist („Neue Historiker“ Benny Morris, Avi Shlaim; Joschka Fischers Israelpolitik etc.).
Diese gängigen Klischees des Antizionismus sind in der Fachliteratur eingängig diskutiert wurden. Wolfgang Benz geht in seiner Monographie „Was ist Antisemitismus“ sehr detailnah auf die Entwicklung von der Gründerzeit bis in aktuelle Debatten in Deutschland und der Welt ein („Holocaustindustrie“, Fall Möllemann und Hohmann, Antisemitismus und Antizionismus, Israelkritik). Ein Essayband Shulamit Volkovs „Antisemitismus als kultureller Code“ geht auf die gleichen Themen ein.
Ich möchte Ihnen mit Verlaub keinen Antisemitismus vorwerfen, würde Sie aber bitten sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Wenn dies in Zukunft zu einer sensibleren Umgangsform mit der Thematik führen würde (in Bezug auf Ihre Wortwahl bzgl. der israelischen Politik und in Entscheidungen wie im Fall Langer), so wäre uns allen in dieser Diskussionsrunde mehr als geholfen.
Mit freundlichen Grüßen,
Lukas Lehmann
Hallo Herr Lehmann,
vielen Dank für ihre im Vergleich ausgleichenden Worte. Trotz allem bleibe ich aber dabei: die Kritik an den Menschenrechtsverletzungen des Staates Israel sind richtig und wichtig. Felicia Langer kritisiert, vielleicht nicht immer unvoreingenommen, aber international anerkannt und aus eigener Erfahrung. Man muss ihre Sicht nicht in allen Punkten teilen, aber verdammen kann man sie sicherlich nicht. Sie ist eine Kämpferin für die Menschenrechte. Ebenso wie vielen anderen Menschen auf der Welt ist ihr an einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten gelegen.
Und ale Letztes: ich lasse mir weiterhin nicht den Mund verbieten und einen Maulkorb umhängen. Sie haben Recht, die Wortwahl ist wichtig, aber ebenfalls richtig und wichtig ist: der Kontext muss berücksichtigt werden. Mein Eindruck bleibt – und hat sich auch hier bestätigt: Kritik an irgendwas, was mit Israel und der Umgang mit Palästina zu tun hat, führt sofort zu massiver Intervention, in der schnell die Antisemitismus oder Antizionismuskeule in die Hand genommen wird. Dem beuge ich mich nicht. Menschenrechtsverletzungen sind Menschenrechtsverletzungen, egal wer sie begeht. Zu diesen Menschenrechtsverletzungen lese ich auch bei ihnen: nichts. Kein Wort für die vielen zivilen Opfer – egal auf welcher Seite. Dafür viele Worte, in denen mir zumindest Unsensibilität unterstellt wird. Schade.
Jörg Rupp
Hallo Herr Rupp,
ich möchte einige Dinge nochmals klarstellen: Ich denke nicht, dass irgendjemand die Kritik an Israel je verboten hätte. Dies ist ein Konstrukt, welches in Realität nicht gibt. Ein Kritiktabu an Israel ist vielmehr ein kultureller Code des eher linken Milieus in Europa, um sich als solches erkennen zu geben. Wer also ein wirklicher Linker sein will, muss Israel in einem unverhältnismäßigen Maße kritisieren, während man den Palästinensern oder Arabern uneingeschränkte Solidarität zollt (Vgl.: Shulamit Volkov, Antisemitismus als kultureller Code, 2. Auflage 2000, S. 82ff.)
Andererseits haben Sie mit der Behauptung recht, dass Israelkritik in einigen Fällen schnell mit der Antisemitismuskeule beantwortet wird. Volkov beschreibt dies als Phänomen der linken israelischen Regierung während der 1967er Jahre, wo zu oft die Kritik am Verhalten des Staates während des Sechstagekriegs mit der Antisemitismuskeule beantwortet wurde. Das heißt allerdings nicht, dass diese Kritik in vielen Fällen nicht antisemitisch gewesen wäre (Volkov, S. 77.).
Ich möchte mich von Ihrer Behauptung allerdings distanzieren, dass ich Sie antisemitisch genannt hätte. Wenn Sie meinen Beitrag genau durchgelesen hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass ich methodisch zwar Formen des Antisemitismus und Antizionismus in einem vereinfachten Rahmen dargestellt habe, Sie und Ihre Kritik an Israel allerdings nicht als antisemitisch bezeichnet habe.
Mit was Sie allerdings leben müssten wäre der Verdacht einer antizionistischen Haltung, die wie Volkov beschreibt ein typisches Phänomen des linken Milieus ist. Wie ich zu Anfang schon beschrieben habe dient dieser Antizionismus, der zu oft in Israelkritik getarnt ist, als identitätsstiftendes Element der wie Volkov beschreibt „Neuen Linken“. Der Inhalt der Kritik hat somit wenig mit der Realität in Israel zu tun, sondern dient allein dazu sich als Anhänger dieses linken Milieus kenntlich zu machen (Volkov, S.83-87.).
Genau dies ist auch der Fall bei Felicia Langer, die als (ehemalige) Anhängerin der Kommunistischen Partei Israels Anti-Zionismus und eine unausgewogene Israelkritik dazu benutzt, um sich als Anhängerin dieses linken Milieus kenntlich zu machen. Dies scheint ihr in Deutschland noch wichtiger zu sein, da sie hier nicht nur als Kommunistin sondern auch als Jüdin gleich zwei Identitäten gegen eine christlich geprägte Mehrheitsgesellschaft verteidigen muss.
Und genau hier fängt die Kritik der Kritiker Langers an, die ihr Anti-Zionismus und jüdischen Selbsthass vorwerfen. Beide Elemente sind typische innerjüdische Phänomene, die zum Ende des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf den Zionismus entstanden sind und zwar nicht nur als Abwehrhaltung und Schutz der Judenemanzipation und liberaler jüdischer Identität, sondern auch als typisches Phänomen des jüdischen Sozialismus (Volkov, S.78-81.).
Die Israelkritik der heutigen Linken ist somit nicht neu. Sie tritt schon Ende des 19. Jahrhunderts in einem innerjüdischen Kontext auf und ist somit vom Antisemitismus stark zu trennen. Die Israelkritik in diesem Gesamtkontext ist heute oft ein Element der kollektiven Identität der „Neuen Linken“. Sie hat die Funktion der eigenen Kennzeichnung und schafft linke Identität. Andererseits sagt sie wie der Antisemitismus auch nichts über die Charakterzüge des Kritisierten und die Situation im Staat Israel selbst aus. Linke Israelkritik ist somit keine Kritik am Staat Israel sondern die beibehaltende Kritik am Zionismus.
Mit freundlichen Grüßen,
Lukas Lehmann
[…] habe die Diskussion um Frau Langer mit Interesse verfolgt und bin ganz zufällig auf Ihren Blog und diese Diskussion gestossen. Ich kann den Herren Dahlenburg, Heplev und BillBrook in Ihrer Kritik an der Verleihung […]
–
Diese Korrespondenz las ich mit großem Behagen.
Wendet sich doch nun am Scheitelpunkt des Generationenprojekts „Grüne“ die mittels freiheitsfeindlicher political correctness zur verfolgungswahnbestimmten Sekte hochgepäppelte, usurpatorische „Opfer“-Community gegen ihre einstigen Anstifter. Köstlich.
[…] (Kreisvorstand Karlsruhe, Bündnis 90/ Die Grünen) eingeschaltet habe, möchte ich heute auf die Reaktion Rupps Antwort […]
[…] (Kreisvorstand Karlsruhe, Bündnis 90/ Die Grünen) eingeschaltet habe, möchte ich heute auf die Reaktion Rupps Antwort […]
[…] (Kreisvorstand Karlsruhe, Bündnis 90/ Die Grünen) eingeschaltet habe, möchte ich heute auf die Reaktion Rupps Antwort geben: Hallo Herr […]
[…] habe die Diskussion um Frau Langer mit Interesse verfolgt und bin ganz zufällig auf Ihren Blog und diese Diskussion gestossen. Ich kann den Herren Dahlenburg, Heplev und BillBrook in Ihrer Kritik an der Verleihung […]
Mehr als 2 Jahre später habe ich mir den Artikel und die Kommentare nochmal durchgelesen. Zwischenzeitlich verstehe ich den Vorwurf besser, dass man mit der Aussage „Kritik an Israel ist ein stereotyper Vorwurf der Rechten“ vor allem auf meine Aussage: „Kritik an Israel ist ein Tabu“ beziehen kann. Das sehe ich durchaus.
Was bleibt und was ich klar stellen möchte: man erlebt diese Vermischung in der Kritik in der Menschrechtsfrage an Israel. Sicherlich werden Menschrechtsfragen,die Israel und bspw. die Siedlngspolitik angehen, debattiert. Nur – letztendlich ändert sich nichts. Und je nachdem wer einem entgegnet, wird man tatsächlich schnell in eine Ecke gestellt. Ich erlebe aber an mir selbst, dass mehr meine eigene Angst ist, ich könnte als antisemitisch bezeichnet werden. Ich könnte nicht vorsichtig genug mit meinen Äußerungen sein – was ich hier ja auch teilweise nicht war. Das ist vor allem mein eigenes Problem – soviel erkenne ich. Wie ich damit umgehe zukünftig, weiß ich nicht. Ich sehe an der aktuellen Grass-Debatte, dass ich mich selbst sehr stark zurückhalte. Obwohl ich gerne mehr sagen würde. Auch das ist ein Problem.