und wir stehen vor neuen Herausforderungen.
Mein jetzt siebenjähriger Sohn wurde letztes Jahr eingeschult. Er ist aufgeweckt, interessiert, sensibel und hatte sich sehr auf die Schule gefreut. Und er war immer ein fröhliches Kind. Im Laufe dieses Jahres ist die Fröhlichkeit verschwunden. Er kam zunehmend mit Kopfschmerzen nach Hause. Er erzählte von der Lehrerin, die immer mehr rumbrüllte. Die rausging und dann die anderen SchülerInnen Unfug machten – und er versuchte, Ruhe in die Klasse zu bringen mit der Glocke, die die Klassenlehrerin auf ihrem Pult stehen hatte. Er klagte über Lärm. Und er klagte über Kopf- und Bauchschmerzen. Trotzdem erbrachte er überdurchschnittliche Leistungen. Eine Mobbingaktion gegen ihn durch einen Schüler der zweiten Klasse wurde erst beendet, nachdem ich massiv wurde. Schulhofaufsicht funktioniert nicht in Malsch an der Hans-Thoma-Schule. Alles Probleme, die seit Jahren bekannt sind, auch mit der Lehrerin.
Die Klassenlehrerin darauf angesprochen beklagte sich über die zu großen Klassen, schließlich hätte sie 26 SchülerInnen, später kam sogar noch ein Kind hinzu. Die Kopfschmerzen führten dazu, dass wir uns große Sorgen um unser Kind machten. Der hinzugezogene Kinderarzt meinte auch, dass es vermutlich Anpassungsschwierigkeiten gäbe. Nachdem die Kopfschmerzen aber nicht aufhörten, das Kind fast nicht mehr lachte, Stunden mit Hausaufgaben verbrachte und immer bleicher wurde – er ist eh sehr dünn – schickten wir ihn sogar in Todesangst um ihn zur Kernspintomografie, um alles Körperliche auszuschließen. Es war nichts, die Kopfschmerzen blieben und obwohl die Lehrerin informiert war, empfahl sie uns dann noch, eine Histaminunverträglichkeit zu prüfen. Hauptsache keine Reflektion über den eigenen Unterricht.
Am Ende war es dann genug. Nachdem im Elterngespräch auch noch die Eltern insgesamt beschimpft wurden, die doch endlich was gegen den zu großen Klassenteiler tun sollten – als täten sie das zusammen mit der GEW nicht seit Jahren – entschlossen wir uns, ihn auf eine freie Schule nach Karlsruhe zu schicken. Ein weiteres Experiment an einer anderen staatlichen Schule wollten wir nicht mehr wagen.
Eine lange E-Mail an den Schulleiter wegen der Ummeldung blieb unbeantwortet. Sie endete mit den Worten:
Am Ende haben wir resigniert – zum Wohle unseres Kindes, dem in der von Ihnen geleiteten Einrichtung nicht gerecht worden war und unser Kind an der Freien Aktiven Schule in Karlsruhe angemeldet. Was das für uns an Mehraufwand – zeitlich und finanziell – bedeutet, muss ich Ihnen sicher nicht sagen. Aber uns liegt natürlich an unserem Kind – soviel, wie es an Ihrer Einrichtung an Interesse daran mangelt. Ich zweifle nicht, dass Frau X einmal eine gute Lehrerin war. Warum man ihr heute, obwohl seit Jahren unbeliebt bei Kindern und Eltern, noch Erstklässler anvertraut, verstehe ich nicht. Man hat uns vor ihr gewarnt, mehrfach. Ich bezweifle, dass Sie das alles nicht wissen.
Wir bezahlen ab diesem Schuljahr 205 € + 37,50 € Fahrtkosten damit unser Kind in der Schule so erzogen und gefördert wird, wie wir uns das vorstellen. Wir bezahlen, weil die Regelschule das nicht leisten kann. Weil Kinder in der Schule funktionieren müssen und in der ersten Klasse einen ganzen DIN A 4-Ordner mit Arbeitsblättern füllen müssen, weil der Lehrerin nichts anderes einfällt. Unser jüngstes Kind geht in die Vollzeit-Kita. Mit Essen kostet uns das 333,00 €.
Wir können uns das einigermaßen leisten. Urlaube und Sonderanschaffungen werden schwer. Gesunde Lebensmittel auch. Was macht jemand, der weniger Geld hat? Die das nicht können? Deren Kinder müssen in einem solchen System leiden. Ein unerträglicher Gedanke.
Kinderland Baden-Württemberg.
„…entschlossen wir uns, ihn auf eine freie Schule nach Karlsruhe zu schicken.“
Wie jetzt? Ein GRÜNER schickt sein Kind auf eine Privatschule? Noch ein Anzeichen, daß die GRÜNEN zunehmend bürgerlich-konservativer werden. 😉
Aber zugegeben: Ich hätte das genauso gemacht.
Meine Schwester hat -noch- eines ihrer Kinder auf dieser Schule hier, bei eben der Lehrerin um die es geht:
http://www.noz.de/artikel/47590072/grundschul-eltern-in-aufruhr
SO schlimm war es bei uns nicht, aber schlimm genug. Ich habe einschlägige Erfhrungen mit dem Schulsystem, bei einem der drei großen Söhne habe ich auch zu lange vertraut, dass sich das irgendwie lösen würde und als Referendar ebenfalls interessante Einblicke bekommen. Daher blieb mir nichts anderes mehr – ein weiteres Experiment kam nicht in Betracht.
Du sprichst da eine wichtige Frage an, an der ich auch ziemlich rumknabbere – noch ist es bei uns ja nicht so weit, und die staatliche Schule hier im Rieselfeld soll auch einigermaßen gut sein. Trotzdem bleibt das Dilemma, dass es durchaus möglich sein kann, dass eine freie Schule meinen Vorstellungen von Lernen etc. deutlich besser entspricht als die staatliche Schule. Auch unabhängig vom Geld: was dann tun – aus Solidarität zum staatlichen Schulsystem (und dem Wunsch, dieses zu ändern) da bleiben – oder doch die bessere, aber eben auch exklusivere Variante wählen?
Im kleinen haben wir das auch beim Kindergarten: beide Kinder gehen in Einrichtungen freier Träger – weil das Konzept der städtischen Kindergärten uns nicht wirklich überzeugt hat.
Wir hatten ja im Vorjahr der Einschulung lange überlegt und ihn pro forma bei der Walldorfschule in Rastatt angemeldet, um den Platz zu sichern. Aber da viele seiner Kindergartenfreunde auf die Schule in Malsch gingen, haben wir uns umentschieden. Es wäre ja alternativ möglich gewesen, in auf die andere Malscher Schule oder in die inn waldprechtsweier zu schicken, wo eine recht kleine Klasse ist. Aber nach diesen Vorfällen wollten wir keine weiteren Experimente – ich hab mit einem der großen Söhne einiges durch mit der Schule – unter andrem auch ein Jahr an der Hans-Thoma, wo Jakob jetzt war. Meine ERfahrung ist, dass man bei Problemen sehr schnell und sehr hart reagieren muss. Ich bin bei dieser Mobbingsache ja auch wieder beinahe drauf reingefallen und dachte: das sagt einem doch schon der gesunde Menschenverstand, was da los ist. Aber so ist es nicht. Und die Klassenlehrerin reagiert trotz Kenntnis der Umstände nicht, wenn sie als Pausenaufsicht auf dem Schulhof steht und tratscht lieber.
Ich denke, eine gute staatliche Schule im direkten Umfeld ist durchaus akzeptabel. Wichtig ist, dass die Kinder sich wohlfühlen und der/die LehrerIn bei Problemen ansprechbar ist und sich dann auch was verändert. Wenn man in der ersten Klasse schon den Rektor einschalten muss, würde ich eher wieder anfange, mir Alternativen zu suchen.
Den Kleinen werden wir vermutlich gar nicht erst dahin schicken.
Ähm, das Problem der Schulbeiträge entsteht doch eigentlich nur, weil die freien Schulen die Grundversorgung mit Unterricht nicht entsprechend erstattet bekommen, sondern nur mit 70%( so aus der Erinnerung raus).
Privatschulen gibt es ja vielerlei Arten.
Ja, das ist das andere Problem, dass die Landesregierung hier mit dem Zuschuss trickst. Das Geld für die Schule ist alleine gar nicht so sehr schlimm – nur zusammen mit der Kita ist das halt ein richtig relevanter Betrag.
[…] 4 war 9 Jahre auf der Freien Aktiven Schule in Karlsruhe und hat in diesen Tagen als externer Prüfling an einer regulären Werkrealschule […]