Boris Palmer wirbt ja nun schon eine ganze Weile für die Tierversuche in Tübingen. Er und die Wissenschaftsministerin Bauer halten ein Ende der Tierversuche vor allem mit Affen für falsch. In immer wiederkehrenden Facebookdebatten malt Palmer dabei gerne das Bild der alternativlosen (!) Forschung und dass man doch nicht dagegen sein können – schließlich ginge es ja um die Heilung oder Linderung von Demenz und Alzheimer.
Mich überzeugt das nicht – denn die Behandlung, denen die Affen unterzogen werden, ist definitiv schmerzhaft, unangenehm und für die Affen erkennbar eine Qual. Die Reaktionen darauf sind mannigfaltig dokumentiert. Ich weiß nicht – schließlich bin ich kein Biologe, aber als Mensch, der sehr viel mit Menschen zu tun hat, weiß ich, wie Menschen reagieren, wenn es ihnen nicht gut geht. Sie reagieren oft genug so, dass ihr einziges Ziel ist, das Leiden zu beenden. Darauf ist ihr Handeln ausgerichtet – und so agiert auch ihr Gehirn. Die Denkmuster verändern sich – es ist ja ein Teil meines Jobs, den Rahmen ihrer Handlungsmöglichkeiten zu erweitern und sie selbst dazu bringen, wieder weiter zu denken. Die Grundbedürfnisse müssen befriedigt sein – und dazu gehört unbedingt Schmerzfreiheit (ja, das Gehirn selbst empfindet keinen Schmerz, aber alles drumrum tut weh) und eine förderliche Atmosphäre.
Das weiß ich über Menschen – aber warum sollte jedwede Kreatur anders sein? Auch Tiere, die solchen Qualen ausgesetzt sind, werden ihr Handeln und Denken, ihre Reaktionen darauf ausrichten, die Qual zu verhindern. Wie man anhand eines solch gequälten Tieres und seiner Reaktionen Schlüsse auf menschliches Handeln ziehen möchte ist mir unbegreiflich. Und es gibt genügend Tierschützer, Ärzt_innen, Forscher_innen, die das ebenso sehen. Tierversuche werden weniger, Erkenntnisse gibt es ja auch fast keine – man „glaubt“ aber fest daran, dass man irgendwann irgendwas herausfindet. Mindestens solange man den Forschungsauftrag hat und der Rubel rollt – und der OB sich mit einem schicken Forschungsauftrag in seiner Stadt schmücken kann.
Der grüne Landesverband hat im Herbst letzten Jahres dazu einen Beschluss (PDF) gefällt. ‚Auch die grüne Landtagsfraktion will Tierversuche im Land weiter reduzieren und die Belastung für Tiere vermindern”, sagt Reinhold Pix, tierschutzpolitischer Sprecher der GRÜNEN. Fast alleine Palmer trommelt weiter und weiter, vor allem auf Facebook für seinen Tierversuchsstandort. Viele Versuche wurden unternommen, ihn zur Mäßigung aufzurufen. DAs tut er nicht – und verprellt damit mehr und mehr Wähler_innen, die zu unserer Stammklientel zählen: die Tierschützer_innen. Ein weitere Versuch, die Partei weg von ihrer Stammwählerschaft, Gruppen, die eine klare Haltung haben und selten Positionen vertreten, die überhaupt kompromissfähig sind. Tierversuche sollten eigentlich nicht verhandelbar sein. EIne Kampagne im Rahmen einer größeren Agenda: Grüne in die Mitte, wo man über alles reden kann.
Drohungen sind nicht in Ordnung, da geb ich ihm recht. Aber dass Logothesis aufhört ist nicht traurig – sondern ein Gewinn für Baden-Württemberg. Seine permanente Beschädigung grüner Tierschutzpolitik hat übrigens dazu geführt, dass die grüne Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz ihm einen Brief geschrieben hat, den er nicht bekommen haben will und den ich hier deshalb nochmal dokumentiere:
Der vollständige Text ist hier als PDF zu finden. Ich finde, dem ist nichts hinzuzufügen.
Danke dass Sie auf Tübingen und diese unsäglich bornierte Forschung mit Tierversuchen aufmerksam machen. Ich kenne Boris Palmer von der Schlichtung bzgl. S21 in Stuttgart. Er ist ein Karrierist – nichts weiter. Den Grünen schadet er, aber die Basis müsste sich viel mehr wehren gegen eine vielfach falsche Politik in dieser Partei!