es reicht

Heute morgen wurde ich auf einen Artikel von Christian Füller, Journalist der taz aufmerksam, der mit einem reißerischen Titel: „Sexuelle Gewalt gegen Kinder, das Web als Antörner“ mal wieder die alte Leier vom bösen Internet und den armen, bedrohten Kinder singt. Und er singt nicht nur dieses Leier – er preist mit seinem Artikel gleichzeitig das Buch der Geschäftsführerin von Innocence in Danger, Julia von Weiler an, das sich offenbar nicht so gut verkauft. Kein Wunder, wenn man liest, was Füller so an Inhalten auftischt, die in diesem Buch stehen sollen.

Das Gute an Weilers Buch ist, dass sie ein Vademecum auch für stinknormale Ahnungslose geschrieben hat, ohne aber simple „Schaltet das ab“-Fantasien zu bedienen.

Das aus berufenem Munde, der sich entblödet, einen Absatz später folgendes zu schreiben:

Das Netz ist aber zugleich der Ort, wo Pädophile und Pädokriminelle geschützten Zugang zu Teenies bekommen. Es ist die Börse fürs Kennenlernen und für Kinderpornografie. Innocence in Danger hat mit der TV-Serie „Tatort Internet“ für jeden sichtbar gemacht, wie schnell und zielgerichtet Päderasten beim Cyber-Grooming und -Dating vorgehen. Das hat die Republik in die falsche Richtung aufbrechen lassen: Sofort fragten die Feuilletons nach dem Schutz der Täter – und nicht nach dem der Opfer.

Kein Wort zu Innocence in Danger  – über die nicht nur Jörg Tauss vielfältig kritisch berichtet hat. Auch der Focus und die FR berichten über den intransparenten Umgang mit denVereinsfinanzen. Es gibt Berichte über Medienkampagnen, wenn man den Verein kritisiert oder seltsame Pressemitteilungen. Ich selbst habe auch schon einen Artikel dazu geschrieben. Tatort Internet wurde heftigst von allen, die was davon verstehen, kritisiert. Alles egal – Christian Füller jubelt euphorisch:

Julia von Weiler bietet in ihrem Buch konkrete Hilfe an, die weiter reicht, als alle einschlägigen Listen und Adressen zu nennen. Es geht ihr darum, Kinder so stark zu machen, dass sie mit negativen Erfahrungen im Netz umgehen können.

Einwände, dass 80-90% aller Missbräuche im direkten sozialen Umfeld der Kinder stattfinden, wie der Verein sogar selbst zugibt, interessieren nicht. Das böse Internet, die bösen Pädokriminellen und die sozialen Netzwerke – da passiert das alles. Denn wenn das so ist, dann kann man Ratgeber verkaufen, Unterrichtsmaterial zum Download anbieten, Geld mit der Shared-Cost-Hotline verdienen (14 Cent/Minute) sich bekannter machen, mehr Spendengelder aquirieren oder gar sich der Hilfe bekannter Schauspieler wie Til Schweiger bedienen, der sein Gesicht und seinen Namen auf der Homepage des Vereins hergibt. Schweiger, der Modedesigner ist, dem es aber egal ist, ob seine Klamotten in ausbeuterischer Kinderarbeit produziert werden.

Auf Kritik an diesem Werbeartikel für ein Buch dieses dubiosen Vereins reagiert Christian Füller so:

Das passt alles ganz gut ins Bild dessen, was einem blüht, wenn man Innocence in Danger kritisiert. Nur, was hat Christian Füller davon?

Update:

es reicht Christian Füller offenbar nicht, er legt heute abend nach:

 

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Sabine Engelhardt

Da schrei(b)t einer nach einer Strafanzeige wegen Verleumdung, würd ich mal so sagen.

Die TAZ täte gut daran, von diesem „Reporter“ nichts mehr zu veröffentlichen, wenn sie sich ihren guten Ruf erhalten will. Ansonsten macht sie sich mitschuldig.

Gruß, Frosch

Till Westermayer

Füller hat davon: Aufmerksamkeit und das Gefühl, der einzig ernsthafte Kämpfer für die Gute Sache™ zu sein, der gegen alle Widrigkeiten.(insb. die aus seiner Sicht moralisch völlig verkommenen Grünen) sein Ding durchzieht. Klar, dass er dafür Lob bekommen will – alles andere zeigt nur, dass derjenige/diejenige, die ihn kritisiert, mit der Dunklen Seite™ unter einer Decke steckt. Und zwar ganz egal, ob das Kampagnenthema gerade der Kampf gegen Kindermissbrauch oder der für Studiengebühren ist (das ist der Kontext, in dem ich seine großartige Fähigkeit kennengelernt habe, solange an den Tatsachen zu zupfen, bis sie in sein Weltbild passen).

Was die taz davon hat? Vermutlich das Gefühl, da einen richtig hart investigativen Aufklärer zu beschäftigen.

Martin Lange

Schon schade, dass es keine nennenswerte Qualitätskontrolle bei vielen Holzmedien gibt. Dass sich sowas Journalist nennen darf und dann noch von einer eigentlich respektablen Zeitung angestellt wird…

Danke für den Hinweis hier 🙂

Katja

Was ich wirklich bitter finde: Kein Wort dazu, wie und wo Kinderpronografie hergestellt wird (nämlich im realen Leben realer Kinder, in deutschen Familien und asiatischen Kinderprostitutionshochburgen). Kein Wort dazu, wie man wohl das Internet kontrollieren will, wenn man nicht mal die Bumsbomber am Boden halten kann, ein funktionierendes Verfahren für Verdachtsfälle in der Nachbarschaft hat und eine Polizei, die weder personell noch technisch angemessen ausgerüstet ist.
Stattdessen undifferenzierter Quark, Beleidigungen gegen Dich, Rumgenöle gegen das böse Netz und seine vermeintlichen Apologeten.

Ich würde ihm an Deiner Stelle den Ausdruck „kinderpornolobbyist“ auf keinen Fall durchgehen lassen. Das ist ehrabschneidend und trägt dazu bei, dass eine offene Debatte über wirksame Instrumente und bloßen Populismus nicht mehr möglich wäre.

Wolfgang G Wettach

Stimme dem Frosch zu. Das reiht sich gleich hinter die üblichen „Raubmordkopierer“-Vorwürfe ein und geht gar nicht. Nachdem „Kinderpornos“ im Raum (in der taz) standen noch mit Fakten kommen geht einfach nicht. „Kinderpornos. Your Argument is invalid“ schreibt der taz-Troll.

Würde er das nicht tun, was käme als nächstes? Die Erde älter als 6000 Jahre und keine Scheibe?

Wehren – mit uns zusammen und auch mit einem Anwalt.

Tamara

Wes Geistes Kind der Herr Füller ist, das hat sich schon in seinen Beiträgen zur Wahl des Bundesgauklers gezeigt. Was der aber nun abzieht geht gar nicht. Für den Lobbyisten soll er büssen, der Presserüpel!

Jan

Und ich habe mich damals über die schlecht recherchierten Studiengebührenartikel vom Füller geärgert… Schon ziemlich peinlich, der Mann. Gerade für eine Zeitung wie die taz.

Florian Brennstoff

Er nutzt Dich auch als Ventil für seinen sinkenden Stern bei den Grünen selbst, meine ich. Früher war er ja ein gern eingeladener Moderator für bildungspolitische Veranstaltungen bei Grüns, das hat sich meinem Gefühl nach geändert – nicht zu Unrecht, wie ich meine. Nimmt man das Wort Moderator als selbstbeschreibend, passt sein Polarisierergehabe einfach nicht so gut da rein.

Ätzend ist das, Jörg. Zeig ihn an.

Stephan

Dieser Hetzer muss gestoppt werden! Bitte unbedingt mit rechtlichen Mitteln gegen diese Diffamierungen vorgehen!

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[…] hab am eigenen Beispiel erlebt, was passiert, wenn ein Satz, ein Wort, aus dem Zusammenhang gerissen wird und (bewusst) […]