fällt Baden-Württemberg bei der Vorratsdatenspeicherung um?

Ich bin Mitglied der Landesarbeitsgemeinschaft Medien und Netzpolitik der GRÜNEN in Baden-Württemberg und von dort aus delegiert zur entsprechenden Bundesarbeitsgemeinschaft. Das öffnet manchmal Kanäle, die andere vielleicht nicht immer haben.

Völlig unabhängig voneinander hat mich am Wochenende mehrfach aus den unterschiedlichsten Quellen die Botschaft erreicht, dass es in der Landesregierung Baden-Württemberg offenbar Verhandlungen über die Vorratsdatenspeicherung gibt.

Die Bundespartei ist in dieser Frage völlig klar – zumindest als Oppositionspartei. Es gibt dazu einen Beschluss des Länderrats, der erst gestern am 25.4.2015 stattgefunden hat. Der wurde angenommen.

Offensichtlich gibt es Druck aus der SPD. Innenminister Gall ist ja ein Befürworter der Vorratsdatenspeicherung. Und nachdem nun auf Bundesebene die SPD umgefallen ist, will sie wohl das ganze Bundesland, in dem sie Teil der Regierung ist, mitziehen. Und für die grünen Teil der Landesregierung gehört die VDS offenbar zur Verhandlungsmasse. Anders sind die Nachrichten, die ich vernehme, kaum zu interpretieren.

Das ist nicht nur schlimm, das ist mindestens so krass wie die Zustimmung zum Asylkompromiss. Diesem Flügel, der dieses Land mit Ausnahme des Verkehrsministeriums regiert, diesen Realos ist offenbar unter strategischen Gesichtspunkten jeder grüne Inhalt egal – Hauptsache, sie regieren weiter. Wenn aber wir Grünen CDU- oder SPD-Politik machen – dann sind wir unnötig. Alternative – DIE GRÜNEN? Offenbar regiert nicht grün-rot, offenbar regiert die Angst. Die Angst, die SPD könnte 2016 mit der CDU weiter regieren wollen. Die SPD, die angesichts der jüngsten Umfragen dazu gute Chancen hat – die CDU nimmt sicher lieber eine gerupfte SPD anstatt einer selbstbewussten grünen Partei. Eine grüne Partei, die mit ihrer konservativen Politik offenbar die Linke stärkt – und so ihr eigenes Grab schaufelt. Aber das kann nicht der Preis sein. Wie schon beim Asylkompromiss, kann sich die Landespartei nicht gegen 15 andere Landesparteien und die Bundespartei stellen. Wir können keine grüne CSU brauchen. Das Verhalten der grün regierenden Realos nimmt eine Spaltung der Partei in Kauf. Das Essay von Dietrich Schulte in der taz ist wirklich mehr als richtig.

Özdemir und seine Kollegen spalten mit ihrer CDU-Umarmungsoffensive die Grünen, statt sie zu einen. Und sie bringen den Großteil der Partei so gegen das Ziel auf, das sie herbeisehnen. Außerdem haben sie keine Antwort auf die böse Frage, die über allem schwebt: Wofür braucht es Schwarz-Grün, wenn es zwischen CDU und Grünen keine Unterschiede mehr gibt?

Zur VDS gibt es viele Informationen – die wichtigste ist meines Erachtens:

Sie stellt alle Bürger_innen unter Generalverdacht und erzeugt so ein Gefühl der Angst. Die Aufzeichnung von Informationen über die Kommunikation, Bewegung und Mediennutzung jedes Bürgers stellt die bislang größte Gefahr für unser Recht auf ein selbstbestimmtes, unüberwachtes, freies und privates Leben dar.

Deshalb ist sie abzulehnen. Wer darüber verhandelt, für den ist auch Demokratie verhandelbar.

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Alex

Mal ganz offen gefragt: Was hält dich eigentlich noch in dieser Partei? Ein Idealbild dessen, was sie schon lang nicht mehr ist? Die Hoffnung, dass sie es vielleicht wieder wird?

[…] mitträgt. Und bis heute ist es nicht sicher, ob man in Stuttgart entgegen Fraktion und Partei nicht doch noch umfällt. Er arbeitet hart […]