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ich werde mal wieder bedroht

ich schrieb es schon einmal: Öffentlichkeit herzustellen hilft bei Bedrohungen

In den Zeiten, als „Kargida, Widerstand KA, Karlsruhe steht auf, Steh auf für Deutschland“ durch Karlsruhe liefen und ich einen Teil der Gegendemonstrationen mit organisiert hatte, habe ich schon öfter erlebt, dass ich aus dieser Szene heraus bedroht werde. Es gab mehrere Vorfälle – Aufrufe mich zu lynchen oder mir den Hals abzuschneiden

oder andere mehr oder weniger indirekte Drohungen.

 

Mir wurde unterstellt, an gewalttätigen Aktionen beteiligt gewesen zu sein (hier übrigens von Thomas Rettig, eifriger Mitschreiber in den Telegramkanälen von Querdenken721 und Klone)

der auch schon durch Verharmlosung der Holocaustleugnung aufgefallen ist:

was natürlich dann wieder andere Drohungen nach sich zog. Nach der Sache mit dem Busfahrer auch manches direkter.

(Als ich die Bilder der Screenshots von damals durchgeklickt hab, fiel mir auf, wie sich die Sprache, die Ausdrucksweise mit der der Querdenker*innen heute ähnelt.)

Was damals auch geschah war, dass in der Karlsruher Südstadt ein Ausdruck meines damaligen Facebook-Profilbildes auftauchte, das an verschiedene Laternenmasten gehängt wurde. Es war mit „Fuck JR“ überschrieben und so richtig ernst habe ich das damals nicht genommen. Einen Ausdruck, der in der Nähe meines damaligen Arbeitgebers in der Südstadt hing, hängt sogar noch bei mir an der Pinnwand.

 

Jetzt ist dieses Bild wieder aufgetaucht. Einmal mit der alten Überschrift – aber auch mit einer neuen. Und damit ändert sich durchaus was.

Wanted bezeichnet: die englischsprachige Überschrift vieler Steckbriefe und Fahndungsplakate; durch Westernfilme international bekannt

(so die Wikipedia)

Also, man fahndet nach mir. Was man damit mit mir machen möchte, bleibt der Phantasie überlassen. Da gibt es ja viele Möglichkeiten. Von mit mir diskutieren bis zu anschreien oder physischer Gewalt. Wer weiß. Aber so ist es halt doch recht konkret. „Fuck“ war ja eher eine Beleidigung, eine Beschimpfung. Aber „Gesucht“ ist schon ne andere Nummer.

Die Strafanzeige ist logischerweise im Sande verlaufen. Man kann nicht erwarten, dass verdeckte Ermittler durch die Südstadt deshalb laufen.

Das ganze war schon im Dezember, aktuell sind letzte Woche (KW4/22) aber wieder „Fuck“-Plakate aufgetaucht. Und auch wenn ich Bedrohungen meistens weglächle, ich mich jüngeren, größeren und vermutlich Stärkeren immer in den Weg stelle, wenn es nötig ist, ich ansonsten keine Angst habe – so ist das doch nun zum wiederholten Male sehr persönlich. Ich hatte als Landesvorstand der Grünen und Kandidat für Land- und Bundestag nie eine Möglichkeit, in der Anonymität zu agieren. Und als ich meinen Blog begonnen habe, hat noch niemand dran gedacht, dass es ein rechtsextremes Szenario geben könnte, in dem man die Adresse durch eine Büroadresse ersetzt oder sich ein Postfach mietet. Insofern steht die im Impressum.

Solche Bedrohungen machen etwas mit einem. Ich lasse mich nicht einschüchtern – aber man schaut halt dann schonmal um sich, wenn man irgendwo unterwegs ist. Und ich bin ja nicht alleine auf der Welt. Ich habe Familie, Frau, Kinder, einen Bruder, Neffen, Nichten, Eltern – die sich sorgen. Mehr als ich, aber natürlich hat das Einfluss auf mich, wenn meine Frau besorgt schaut, wenn ich auf eine Demo oder Mahnwache gehe. Meine Eltern, die zwar wissen, wie ich bin (und immer noch nicht so genau, warum und wie :-)) aber sich trotzdem Gedanken machen. Und ich will auch kein „mir geht’s gut“ nach jeder Demo an andere schreiben müssen. Es werden Grenzen überschritten und solchen Bilder, Worten und Hetze können Taten folgen – das ist schon passiert.

Insofern: es hilft, die Öffentlichkeit zu suchen, es hilft, es auszusprechen. Und nein, aufhören werde ich deshalb nicht – nur damit keine*r auf die Idee kommt, zu versuchen, den Druck zu erhöhen.

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