Dinge müssen auf den Tisch, hab ich geschrieben. Zur aufgegebenen Landtagskandidatur und grünen Reaktionen will ich mich allerdings noch nicht äußern, dazu braucht’s noch ein bisschen Zeit.
Aber die Frage wie das so ist, im Shitstorm – und wie man das einigermaßen überlebt – nun, das ist schon ein Frage, die sich vielleicht der eine oder die andere hin und wieder stellt.
Als mir im Laufe des späten Abends am 15. Februar klar wurde, was da auf mich zurollt, habe ich zunächst versucht, zu erklären, zu rechtfertigen – anstatt einfach die Klappe zu halten und mich nur zu entschuldigen. Ich komme aus einer Welt, in der man Dinge erklären kann und in der mit einer Entschuldigung Sachen aus der Welt sind. Vor allem, wenn sie einmalig passieren.
Ich wusste, was ein Shitstorm ist, ich wusste eigentlich, was ich zu tun hatte. Womit ich nicht gerechnet hatte, war die Wucht dieses Sturmes. Als mir das klar wurde, war es hilfreich, Julia Schramm zu kennen und sie zu mögen – so konnte ich Dinge annehmen, die mir eigentlich fremd waren: Klappe halten, Ruhe geben. So schwer es mir fiel – und es dauerte auch ein paar Tage, bis ich es wirklich gefressen hatte. Ich hab nicht alle ihre Vorschläge sofort umsetzen können – aber im Nachhinein muss ich sagen: sie hat weitgehend Recht mit Ihrem Text Stuhlgewitter und andere Unannehmlichkeiten. Was auf mich einstürmte, hatte meist nichts mehr mit meiner Person zu tun.
Kostproben? (und meist mit vollem Namen!)
ehrlich gesagt, wer so wie Sie aussieht, der sollte nicht über gut aussehende
Politikerinnen lästern.Übrigens, ich bin nicht FDP-Mitglied, habe aber eine ausgesprochen gute Erziehung genossen – im Gegensatz zu mach anderen. Und dafür bin ich sehr dankbar.
Besser Titten und Beine zu haben als Mitglied in einer
Kinder-Ficker-Partei wie „Die Grünen“ zu sein.Mein Bekannter sagte mir eben, dass Sie ein Saublödes Schwein wären.Er meinte, es würde nur eines helfe nämlich:dass man Ihnen mal Ihre blöde Visage polieren müsse.
man muss für Ihren Kommentar „Beine und Titten statt Inhalte“ Verständnis haben. Wer wie Sie stets von ungepflegten und potthässlichen Grüninnen umgeben ist, dem kann beim Anblick einer hübschen Frau schon mal die Sicherung durchbrennen.
Sie sind frustriert und wünschten sich eine Nacht mit Katja. Anders kann ich mir kein Motiv für Ihren Ausbruch vorstellen.
Ich habe lieber eine gepflegte Frau in der Politikspitze die zeigt das sie Feminin ist,.. mit anderen Worten Geil aussehend, schöne Titten und lange Beine! Noch dazu sehr intelligent. Schau ich mir Ihr Foto dagegen an, wird mir übel und denke mir, wie schmutzig allein’Ihr Schlüpfer aus sieht!.
Mit voller Adresse und Logo einer Rechtsanwaltskanzlei:
Ihr anderweitig von Ihnen selbst veröffentlichter Lebenslauf ist ein Dokument der Erfolglosigkeit, Wichtigtuerei und pseudointellektueller Selbstgefälligkeit und –herrlichkeit. Seien Sie froh, dass wir eine gut funktionierende Wirtschaft haben, die Sie und Ihre Partei täglich bekämpfen, die es diesem Staat erlaubt, solche volkswirtschaftlichen Ausfälle wie Sie mitzuschleppen, damit Ihre Kinder wenigstens was zu Essen kriegen, natürlich massentierhaltungsfrei.
Das sind noch nicht einmal die Schlimmsten und erschrocken hab ich mich eigentlich eher darüber, wie viele Menschen mit vollem Namen einem Dinge an den Kopf werfen, die eigentlich nicht satisfaktionsfähig sind oder weit über das hinausgehen, was ich selbst schrieb (und für das ich mich auch entschuldigt hatte) – und vor allem kaum anders als das, was man mir vorgeworfen hatte. Julia schreibt:
Nicht persönlich nehmen. Die meisten Angriffe haben mit dir als Mensch rein gar nichts zu tun. Stattdessen handelt es sich um eine Projektion. Deine Angreifer sehen in dir ihre eigenen Schwächen, sie glauben, dass du etwas hast, was ihnen fehlt. Sie glauben, dass du stark und unangreifbar seist. Je härter sie dich angreifen, desto mehr sind sie davon überzeugt, dass es an dir abprallt. Sie wollen dir eine Lektion erteilen, weil sie denken, dass du ignorant über den Dingen stehst.
Es gab natürlich auch solche Reaktionen:
Sie haben doch recht im Grunde genommen.
Ja, was macht man damit? Löschen, was via Facebook im eigenen Profil auf einen einströmt. Es war erleichternd – ich hatte im ersten Moment versucht, die Dinge stehen zu lassen und wartete auf Verteidigung – weit gefehlt. Die kam, teilweise – aber so richtig aus dem Fenster gelehnt hat sich fast niemand. Aber der Rat, Dinge zu löschen – der kam – und den hab ich dann auch befolgt.
Bei Twitter blockieren – ich hab wirklich viele Leute blockieren müssen. Natürlich waren da „alte Freunde“ drunter – vor allem auch aus der Masku- und Pegidaszene. Aber viele FDPler und JUler – die in einem Tonfall, der weit über das, was ich geschrieben hatte, hinausging, hämisch kommentierten. Manche erkennt man ja wieder. Grüne, die mich kennen, die ihren Zorn formulierten, waren da die angenehmsten.
Problematisch war dann die Berichterstattung in der Presse. Mir wurde im Laufe des Dienstags klar, das man praktisch in jeder Zeitung in Deutschland darüber berichtete. Ich war unwiderruflich mit dem Begriff „Sexist“ verbunden – kaum eineR dieser Journalisten, die ja meist die dpa-Meldung wiederkäuten, schien in der Lage, in meinem Blog ein paar Seiten rückwärts zu lesen, sich wirklich ein Bild zu machen von mir. Mein Blog war mein Tor zur Welt, lies einen Blick auf mich zu, bis hin zum einen oder anderen persönlichen Text – aber gelesen wurde nur der Tweet, die Entschuldigung – und das reichte dann.
und das bei
so viel Aufrufen….
Die Reduzierung einer Person auf 140 Zeichen – man sollte meinen, wir wären weiter. Die Abendschau in BW, die am 17.2. hier war und einen wirklich freundlichen Bericht brachten, änderte auch nix daran. Jan Böhmermann vom Neo Magazin Royale – darüber konnte ich dann schon wieder lachen.
Wohltuend dann Peter Unfried von der taz, dem ich als erstem wieder soweit vertraute, dass er aus den Informationen einen Text machen würde, der mich wieder sichtbar machte. Christiane Hoffmann vom Spiegel, Simona Pfister von der FAS, die einen anderen Aspekt ins Spiel brachten.
Nach dem Vorfall auf der Antikargida-Demo in Karlsruhe hat Christoph Heck ein wirklich wohlwollendes Profil von mir gemacht, das mich zeigt, wie ich mich selbst wahrnehme.
Ich will mich hier nicht als Opfer stilisieren, ich hab ja wirklich Mist gebaut, keine Frage. Aber neben politischen Konsequenzen (erwarteten Demutsgesten, Zitat Ende) hat mich wirklich fassungslos gemacht, wie unverhältnismäßig aus einer wirklich saudummen Bemerkung ein Politikum wurde. Eine Bemerkung eines ehrenamtlichen Politikers, der selbst innerhalb der grünen Partei keine großartige Rolle spielt. Ich wurde hin und wieder mal zitiert, war mal kurz im Fersehen zu sehen, am meist beachtet wohl 2007 vom Göttinger Sonderparteitag (schade, das Video hab ich nicht), ansonsten bin ich Ehrenamtler. Etwas, das viele auch nicht verstanden hatten (auch Jan Böhmermann offenbar nicht), dass ich keine Diäten erhalte, keine Berufspolitiker bin, kein Mandat außer das eines Gemeinderats in einer 14.000-Einwohner-Gemeinde habe. Ansonsten gehe ich 40 Stunden die Woche arbeiten und hab eine Familie….Stimmt, für die Gemeinderatsarbeit bekomme ich eine Aufwandsentschädigung. Mein größter Einfluss besteht in Form von Anträgen, die ich auf Parteitagen oder im Gemeinderat stelle.
Die Reaktionen von Parteifreund_innen werde ich in einem weiteren Beitrag beleuchten. Aber nicht heute.
Soso, es hat Sie, allerwertester Herr Rupp, also „fassungslos gemacht, wie unverhältnismäßig aus einer wirklich saudummen Bemerkung ein Politikum wurde.“
Im Zusammenhang mit der von Ihrern Gutmenschenfreunden und selbsternannten Sittenwächtern zur schrecklichen sexistische Schandtat hochgejazzte, tatsächlich aber lächerlichen Lappalie des Herrn Brüderle waren Sie einer der lautesten #Aufschreihälse. Jetzt dürfen Sie ihre eigene Medizin selber schlucken. Wohl bekomm’s!
Ich war einer der lautesten „Schreihälse“? DAfür hätte ich gerne einen Beleg. Oder meinen Sie das hier?