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Falsche oder verfrühte Solidarität? Die LINKE und der Umgang mit #linkemetoo

In diesem ganzen Debakel, dass die LINKE derzeit mit sich und der Gesellschaft anrichtet, nimmt mich tatsächlich #Linkemetoo am meisten mit.
(ich linke passenderweise den ND-Artikel dazu: https://www.nd-aktuell.de/…/1163208.linkemetoo-gegen…)
Dass es auch in der LINKEN, wie in jeder anderen größeren gesellschaftlichen Verbindung, sei es ein Chor, eine Kegelmannschaft oder eben auch eine Partei, sexuelle Übergriffe, Begehren, Regelverletzungen und Grenzüberschreitungen gibt, ist dabei völlig klar. Dass es fast ausschließlich Männer sind, die so agieren, auch.
Wie so oft, ist es auch innerhalb der LINKEN so wie überall: die, die die Übergriffe erlebt haben, werden von einem Teil der Entourage der Täter*innen versucht, unglaubwürdig zu machen, die Geschehnisse werden in Frage gestellt, es wird sich mit den Täter*innen solidarisch erklärt, es wird öffentlich mit Dreck geworfen, Erlebende werden entsolidarisiert.
Dieser Teil (aus dem Artikel kopiert) hier beschäftigt mich dabei besonders:
„Allerdings ist Wissler möglicherweise in den Ende vergangener Woche durch eine »Spiegel«-Recherche bekannter gewordenen LinkeMeToo-Skandal verstrickt. Sie war mit einem der mutmaßlichen Täter zusammen, als dieser Übergriffe begangen haben soll, und war als hessische Landesvorsitzende auch politisch verantwortlich für die Vorgänge in Wiesbaden. In einer Stellungnahme vom vergangenen Freitag stritt Wissler ab, vor dem Jahreswechsel 2021/2022 von den Übergriffen gewusst zu haben. Für die Betroffen hatte sie darin kein Wort des Bedauerns.“
Diese Frage ist ungeklärt. Es ist möglich, es ist denkbar, es ist von der Erlebenden so dargestellt worden und aus meiner Sicht macht Wissler auch bei der Abwehr der Vorwürfe keine gute Figur.
https://twitter.com/Rafanelli/status/1515603778392756227
Und dass man Erlebenden zunächst glaubt – das habe ich gelernt. Ob Ihr Erleben zu 100% ihrer Darstellung entspricht, steht evtl. auf einem anderen Blatt. Aber wer bin ich und wer sind andere, nicht Betroffene, die das zum jetzigen Zeitpunkt beurteilen sollen? Also glaub ich. Alles andere ist zunächst nachrangig.
Aber es mag auch sein, dass Wissler den Täter nicht geschützt hat.
Ich weiß es wirklich nicht – ich wollte abwarten, bis ich mir ein eigenes Bild machen kann – durch weitere Veröffentlichungen, durch Berichte.
Nun hat „mein“ Landesverband eine Stellungnahme abgegeben, in dem er sich solidarisch mit Janine Wissler erklärt.
 Für eine feministische LINKE“. Die teils selbst sexistische und entwürdigende Berichterstattung in den Medien sowie die Attacken auf unsere Parteivorsitzende Janine Wissler weisen wir zurück. Eine Frau an den Pranger für männliches Fehlverhalten zu stellen, ist Teil des Problems.
Und mein Kreisverband, aus dem Landesvorstandsmitglieder kommen, ebenso.
Und es sträubt sich alles in mir. Ich kann mir das nicht erklären – weil aus meiner Sicht das Verhalten von Wissler ungeklärt ist, Vorwürfe im Raum stehen, die nicht entkräftet sind.
Für mich sind die Solidaritätsbekundungen ein Ausdruck der Seilschaften, die solche Vorfälle, wie sie beschrieben wurden, erst ermöglichen. Nur ein Umfeld, in dem Prominente geschützt werden, machen es möglich, dass Menschen, die mehr Macht haben als andere, Grenzen überschreiten, ihre Macht missbrauchen – ohne dass sie hinterher dafür belangt werden oder Folgen unterdrückt werden. Auch die Dinge, die Simone Barrientos darstellt, zeigen das auf.

Wer Sexismus nicht entgegentritt, ermöglicht ihn, klar.

Das ist das eine. Dazu kommt aber, auf der nächsten Stufe, dass es weder in der Partei noch in der Fraktion Strukturen gibt, an die sich von Sexismus Betroffene wenden können, ohne dass sie selbst verhöhnt oder der Verachtung preisgegeben werden oder dass das Problem bagatellisiert wird.

Und das ist etwas, was ich nur schwer aushalten kann. Vielleicht auch gerade, weil ich mich so sehr mit meinem eigenen auseinandergesetzt habe (und weiß, dass das nie beendet sein wird).
Derzeit mache ich nichts für die LINKE, ich halte mich aus allem raus, in der Regel reposte ich noch nicht einmal positive Artikel oder Forderungen. Ich kann nicht. Ich warte das Ausschlussverfahren gg Wagenknecht ab und was daraus wird. Und dann werde ich vermutlich gehen. Ähnlich wie bei anderen wird es das dann gewesen sein mit politischer Arbeit in Parteien für mich.
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