So wie Kargida in Karlsruhe wechseln die Querdenkenden in Karlsruhe ihre Namen schneller als manch andere:r die Unterhose. (Kargida hatte das auch drauf, allerdings nicht parallel, sondern nacheinander). Obwohl doch immer wieder nahezu die selben Leute anwesend sind und Kundgebungen abhalten, die sie fälschlicherweise „Demonstrationen“ nennen, heißen sie in Karlsruhe Querdenken721, Grundrechte.Jetzt respektive Unser Rechtsstaat ist in Gefahr, Eltern für Aufklärung und Freiheit. In Karlsruhe versammelt sich außerdem immer noch die Gruppe „Pforzheim für Aufklärung“ vor dem Bundesverfassungsgericht. Bei Querdenken721 kann man nicht ganz sicher sein, auf welcher Veranstaltung man sich befindet, Frau Israel hat bspw. bei der Veranstaltung mit dem wegen seiner rechtsextremen Äußerungen suspendierten Pfarrer Mack negiert, das es eine Querdenken-Veranstaltung war, sondern nur „ihre“. Das widerspricht zwar dem, was im Querdenken-Telegramkanal zu lesen war, aber was solls. Außerdem gibt es noch die „MAHNWACHE „FÜR EINE OFFENE UND FREIE DEBATTENKULTUR – VERBINDUNG STATT SPALTUNG“, die auf dem Marktplatz zum Dialog einlädt. Alle diese Gruppen, außer Querdenken721, demonstrieren jede Woche. Mittwochs ist die „Mahnwache“ – genauer ein Infostand, donnerstags trifft man sich vor dem Verfassungsgericht, freitags auf dem Marktplatz. Die Eltern für Aufklärung machen seltener was eigenes, ihre „Leiterin“; Frau Kandetzki, ist aber auf den meisten Videos, die es von Veranstaltungen gibt, zu sehen, ebenso wie Frau Israel, die auch mal als Veranstalterin auftritt.
Verantwortlich für die Mittwochsmahnwache zeichnet Querdenken721 ausdrücklich nicht, auch wenn ich erleben konnte, dass Frau Israel kommt um das Material abzuholen. Sie ist bei vielen Veranstaltungen dabei. Donnerstags ist immer noch Frau Heel aus Pforzheim verantwortlich, ob da noch viele Leute hinkommen, wag ich allerdings zu bezweifeln, ich war allerdings schon ne Weile nicht mehr dort. Da die Veranstaltung am Donnerstag um 18 Uhr beginnt, ist da manches Mal ein bisschen Platz am Donnerstag Nachmittag. Die haben die Eltern für Aufklärung und Freiheit zum Beispiel schon genutzt, um eigene Veranstaltungen zu machen. Auf der letzten vor dem Schulamt, die unter dem Motto „Hände weg von unseren Kindern“ stand, hatte ich in meiner Funktion als Vorsitzender des Gesamtelternbeirats gesprochen. Das Video von dieser Rede oder das Gesamtvideo der Veranstaltung hat jedenfalls dazu geführt, dass Frau Kandetzki ihren Lehrauftrag beim KVJS in Flehingen verloren hat – ihre Schüler:innen waren zurecht entsetzt über die Veranstaltung und haben sich beschwert.
So, wegen meiner Versammlung „Hände weg von den Kindern“ habe ich jetzt meine Lehraufträge in Flehingen verloren. Bildungseinrichtung für Sozialerzieher und Heilpädagogen‼️Das Video von der Demo machte wohl unter den Schülern die Runde und einige haben dem Schulleiter gegenüber verlautet, dass sie schockiert sind, dass ich so eine Versammlung durchführe und sie hätten jeglichen Respekt vor mir verloren.
schreibt sie im Querdenken721-Kanal.
Für „Unser Rechtsstaat ist in Gefahr“ zeichnen Werner Kraft aus Malsch und Anne Sprösser aus Karlsruhe verantwortlich. Herr Kraft ist in Rente und hat die in der Region recht bekannte Druckerei Kraft, einen Familienbetrieb geleitet. Frau Sprösser betreibt eine Ergotherapiepraxis in Durmersheim.
Wir schätzen in Karlsruhe die Gruppe auf vielleicht 50 bis 80 Personen, das ähnelt der Gruppengröße, die Kargida, Karlsruhe wehrt sich und wie sie alle hießen, um sich versammeln konnten. Ich habe Güzey Israel mit Ester Seitz verglichen, die nach Thomas Rettig und Mathias Bückle die Karlsruher Pegidaszene geprägt hat. Nicht, weil sie vordergründig eine Rechtsextreme wie Seitz wäre, sondern weil sie Rechtsextremen in Karlsruhe, so wie Seitz auch, den Boden bereitet. Sie ist ein der treibenden Kräfte in Karlsruhe, der Kopf von Querdenken721, wie sie selbst betonte. 50 bis 80 Menschen in Karlsruhe, manchmal aufgewertet durch Auswärtige, so zuletzt vor dem Schulamt, nachdem man auch sehr breit und überregional mobilisiert hatte.
Herr Kraft möchte kein Querdenker sein, wie er immer mal wieder betont, aber er „steht ihnen nahe“. Dabei bedient sich Kraft dann durchaus den Methoden der Querdenkenden. Am vergangenen Freitag, 24. April dann auch ein klassisches Kabinettsstücken: er zitiert sehr breit aus einer statistischen Studie der Universität Kassel zur Wirksamkeit unterschiedlicher Coronamaßnahmen, die gerade erst veröffentlicht wurde. Er „vergisst“ dabei aber zu erwähnen, dass sich diese Studie auf Maßnahmen im Frühjahr 2020 bezieht, als manche Rahmenbedingungen noch andere gewesen sein mögen (Zitat Ende). Der positive Effekt von Schulschließungen auf die Pandemie wird mit 5,5% benannt und das zitiert er sehr ausdrücklich. Dass alle Schulen geschlossen waren und Schüler:innen praktisch nicht getestet wurden, weil man damals fälschlicherweise davon ausging, dass Kinder weniger ansteckend sind, interessiert dabei Herrn Kraft zumindest nicht. Mit einer Studie, die sich auf die Datenlage und einen völlig anderen, weil viel weniger ansteckenden Virus bezieht, Schlüsse zu ziehen, erscheint mir von einem Nichtwissenschaftler wie Herrn Kraft doch reichlich mutig. Professor Kosfeld sagt ausdrücklich:
„Dennoch lohnt es sich, über die Wirkung von Schul-, Geschäfts- und Restaurantschließungen beziehungsweise über deren Öffnung nicht nur zu spekulieren, sondern belastbare Erfahrungen aus der ersten Welle heranzuziehen“, appelliert der Statistiker.
und nicht diese statistischen Werte auf die heutige Situation zu übertragen. Die Menge interessiert das nicht – sie klatscht und johlt und fühlt sich bestätigt – mal wieder auf den Leim geführt von ihren Protagonisten. „Nach neuestem wissenschaftlichen Erkenntnisstand“ nennt Kraft diese statistischen Daten aus dem letzten Frühjahr und meint, die heutigen Maßnahmen als „völlig sinnlos“ bezeichnen zu können. Da ich Herrn Kraft als durchaus intelligenten Mann einschätze, muss ich vermuten, dass er hier seine Schäfchen bewusst in die Irre führt.
Eine neue Qualität ist erreicht, da man eine Rede von Thorsten Schulte abspielte. Schulte hat zusammen mit anderen die Partei „Die Direkte“ gegründet, eine neoliberale Partei, die Volksabstimmung als teilweisen Ersatz parlamentarischer Entscheidungsfindung möchte und eine sogenannte Politikerhaftung fordert – die Abschaffung der Immunität und damit der Unabhängigkeit von Parlamentariern. Damit zeigt man auch, dass man sich mit Leuten verbunden fühlt, die kein Problem haben, sich mit Dr. Fiechtner, bald Ex-AfD-Landtagsabgeordneter mit mehr als zweifelhaftem Ruf – aber ein Star der Querdenkerszene – zu verbünden (Fiechtner wird in der Rede, die vorgespielt wird, positiv erwähnt). Schulte ist einer derjenigen in der Szene, der unter anderem kein Problem damit hat, die antisemitische Verschwörungstheorie der im Hintergrund agierenden Eliten vorzutragen.
Sie haben auch Julian Aicher, ein Neffe von Sophie Scholl da, der die Maske „Merkel-Burka“ nennt. Da weiß man dann auch gleich, dass der Hass auf Muslime seinen Platz unter den Querdenken hat – sie jubeln und johlen. Er nennt die Maske daher ein „Zeugnis muslimischer Zwangsmaßnahmen“, die sich in den Köpfen der Politiker breit gemacht hätte.
Aicher ist der Sohne von Inge-Aicher-Scholl, der älteren Schwester von Sophie Scholl. Dass sein Familienbezug von Anne Sprösser in die Veranstaltung getragen wird, ist ein Zeugnis dafür, dass diese Bewegung nach wie vor versucht, den Widerstand gegen die Naziherrschaft für sich zu vereinnahmen, die Coronamaßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit dem 3. Reich zu vergleichen und damit Holocaustverharmlosung betreibt.
Bei nächster Gelegenheit werden alle diese Leute wieder behaupten, sie wären nicht rechts. Dabei legen sie Woche für Woche Beweise dafür vor, dass sie es sind, sie schaffen auch Raum für antisemitische und antimuslimische Ressentiments und Holocaustrelativierung. Sie widerlegen sich dreimal die Woche selbst. Einsicht allerdings – die sucht man bei ihnen vergebens.