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Querdenken721 und der Verfassungsschutz

Es ist nichts Neues, dass ich ein gespaltenes Verhältnis zum Verfassungsschutz habe. Im Grunde ist er „Staat im Staate“, losgelöst von demokratischen Prozessen und kaum kontrollierbar. Rund um den NSU, den Anschlag am Breitscheidplatz, Beobachtung von „Ende Gelände“ oder Politiker:innen der Linken, V-Leuten im rechteextremen Milieu, die viel „Taschengeld“ für ihre mehr oder weniger gehaltvollen Informationen bekommen haben, dem sehr weit rechts außen agierenden Ex-VS-Chef Maaßen, hat sich immer wieder gezeigt, dass der Verfassungsschutz entweder reformiert werden müsste – was eine beinahe Unmöglichkeit darstellt oder eben abgeschafft gehört – und eine demokratische Form der Kontrolle von Milieus zu erfolgen hat, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung gefährden.

Nichtsdestotrotz gibt es ihn und dass er aktuell die AFD beobachtet ist zumindest eine Botschaft, die politisch verwertbar ist. Denn das heißt, dass sie sich – wie ja auch ausreichend dokumentierbar ist – sie sich weiterhin  von der Verfassung entfernt – bei aller Kreide, die sie sich selbst zum Fressen verordnet hat. Keine Überraschung – das war von Anfang an feststellbar, wie ich ja schon 2013 am eigenen Leib erfahren „durfte“.

Nun hat der baden-württembergische Verfassungsschutz damit begonnen, die Querdenken-Bewegung bzw. ihre Leitfiguren und das Umfeld zu beobachten.

Der Verfassungsschutz soll aber ausschließlich die Organisationsstrukturen von „Querdenken 711“ und ihre regionalen Ableger beobachten. Ebenso wie Extremisten im Umfeld der Gruppierung und ihrer Versammlungen. Es handele sich um eine Gruppe von Personen „im niedrigen zweistelligen Bereich“.

Ich gebe zu, dass ich bei Güzey Israel auf ihrem Facebookprofil etwas provokant gefragt habe, wie sie sich denn fühle, wenn sie wisse, dass der Verfassungsschutz sie beobachte. Aber sie gehört natürlich zur Organisationsstruktur der Querdenken-Bewegung. Und: sie ist aktuell jedes Mal bei den Kundgebungen vor dem Bundesverfassungsgericht. Nach der sehr großen Kundgebung, zu der ja auch bundesweit mobilisiert wurde, sind die Teilnehmenden dort auf rund 50-75 geschrumpft. Die Veranstaltungen werden organisiert von Susanne Heel aus Niefern, die Gruppe, der sie angehört, ist nicht die Querdenken-Gruppe direkt – sondern die sogenannten „Eltern für Aufklärung“. Verbindungen gibt es auch zur Gruppe „Pforzheim und Enzkreis aufgewacht!“ Heel hat  die Pforzheimer Kundgebungen mitorganisiert, unter deren Fittiche Maria und Michelle mehrere Reden gehalten haben. Michelle ist die 11-jährige, die sich in Karlsruhe mit Anne Frank verglichen hat. in der Gruppe von „Eltern klären auf“ wurde vor kurzem unkommentiert über die Protokolle der Weisen von Zion schwadroniert, im selben Artikel dumpfeste Verschwörungen thematisiert und als wahr behauptet. Bei den Pforzheimer findet sich, ebenfalls unkommentiert von den 68 Mitgliedern,  die Fotomontage mit dem Schriftzug „Impfung macht frei“ mit dem Untertitel, dass Baden-Württemberg Corona-Konzentrationslager einrichten wolle.

Das ist das Umfeld, in der sich das Ganze derzeit in Karlsruhe bewegt. Hinzu kommt nach wie vor Anwesenheit bekannter REchtsradikaler auch auf den kleinen Demos, Bekannte aus dem Kargida-Umfeld und die Dame mit den engelsflügeln, die unter anderem Myriam Kern

Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier hat ein Disziplinarverfahren gegen die Landauer Förderschullehrerin Myriam Kern eingeleitet, die sich als „Stimme von Kandel“ im rechtsextremen Milieu rings um das Frauenbündnis Kandel einen Namen gemacht und zuletzt bundesweit auf Demonstrationen gesprochen hat.

verharmlost.

Kurz nach meinem provokanten Kommentar hat sie mich blockiert und dann aber versucht, einen Shitstorm gegen mich loszutreten. Ist natürlich sehr „mutig“, mich zu taggen, mir aber keine Gelegenheit zu geben, das zu sehen. Aber es gibt freundliche Leute, die mich angesichts der Kommentare darunter gewarnt haben:

Frau Israel, die immer wieder darauf hinweist, dass sie doch friedlich sei, lässt auf ihrem eigenen Profil Drohungen „kräftig unterhalten“ gegen mich stehen. Das sind die Verhaltensweisen, die ich auch aus dem Umfeld der rechtsradikalen Kargida-Demos in Karlsruhe kenne, wo man mir auch „Besuche“ abkündigte, den Bordstein vor unserem Haus beschmierte, und so weiter.

Die Telegramgruppe ist zwischenzeitlich – wie zahlreiche mir  zugesandte Screenshots belegen – nach dem Weggang von Ingbert Jüdt (der vor allem wegen Ballwegs Kontakten zu den Reichsbürger:innen gegangen ist) weitgehend verroht, noch mehr Verschwörungsmythen und so weiter. Eine Moderation findet nicht statt, egal was da steht.

Es gibt sicherlich schlimmere, rechtsradikalere Querdenkengruppen als es die Karlsruher Gruppe ist. Aber insgesamt zeigt sich in der gesamten Bewegung, dass eine Radikalisierung auch unter dem Label „Querdenken“ stattfindet. Das war im Sommer vor allem noch bei den Gruppen drumrum festzustellen – die „Corona-Rebellen“ waren bspw. schon immer etwas schlimmer. Aber auch bei Akteuren, die ich vor allem als eher harmlose Schwurbler definiert hätte – wie den Karlsruher  Fußballtrainer Murat Akgöz – bedienen sich zunehmend radikalerer Sprache.

Auch die Ideen, dass man eine verbotene Demo wie in Frankfurt einfach doch macht, wird ohne jede Kritik in den Gruppen verbreitet, auch die Orte, an denen man sich versammeln soll. Auch das zeigt, dass man bei Querdenken zunehmend nicht mehr bereit ist, rechtsstaatliche Verfahren zu akzeptieren. Ein Demoverbot ist ein Demoverbot, dagegen gibt es rechtsstaatliche Mittel. Einfach trotzdem an den Kundgebungsort zu fahren – sehr wahrscheinlich noch ohne Maske – und das zentral koordiniert über die Querdenkengruppen, bei denen die „Zentrale“ in Stuttgart die Gruppen stummschaltet und nur noch eigene Posts zulässt, um die Bewegungen der Teilnehmenden der verbotenen Demo zu koordinieren, macht es nötig, dass diese Bewegung beobachtet wird. Und im Zweifel verboten.

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