Nicht weit von Karlsruhe entfernt liegt das malerische Dorf Annweiler. Annweiler kenne ich, weil ich da oft dran vorbeigefahren bin – entweder zu Ausflügen in den Pfälzer Wald oder in den Jahren 1997/98, als ich in Saarbrücken gewohnt und gearbeitet hatte. Der Weg über die B10 von Ettlingen nach Saarbrücken war immer der angenehmste, wenn ich die Strecke mal mit dem Auto fuhr.
In Annweiler am Trifels wohnt Tobias Fink nebst Gattin und sie betreiben das das s’Reiwerle, eine Gastronomie mit angeschlossener Ferienwohnung. Im Rahmen der Lockdowns musste das Lokal am 21. März 21 schließen, konnte aber wie alle anderen ab dem 13. Mai unter Auflagen wieder öffnen. Beherbergung war teilweise ausgesetzt, aktuell gilt die 2G-Regel.
In jedem Beherbergungsbetrieb gilt die 2G-Plus-Regel. Der Test muss alle 72 Stunden erneuert werden. Die Kontakterfassung und Maskenpflicht bleibt bestehen. Für Ungeimpfte und nicht genesene Minderjährige gilt die Testpflicht.
Seit dem 3. Dezember gilt in der Gastronomie grundsätzlich 2G-Plus. Die Maskenpflicht entfällt, sobald man am Platz ist.
Am 21. Dezember 2020 haben die Finks den Telegramkanal „Gastronomen für Aufklärung“ eröffnet. Ganz im Kontext anderer „für Aufklärung“-Kanäle der Querdenkerbewegung.
Von dieser Klage hat man allerdings nie mehr was gehört.
Ab diesem Zeitpunkt „fallen“ die Finks in der Szene auf – sie agieren auf Telegram, Facebook, Tobias Fink gehört zweitweise zum Team des Querdenkerkanals „Bittel-TV“.
Schon zuvor gab es Kontakte in die Szene – Bodo Schiffmann übernachtete nach der verbotenen Demo und Platzverweisen in Landau am 15.11., dem Volkstrauertag 2020 in seiner Ferienwohnung:
Schon damals waren die Verbindungen der Querdenker und ihres Messias Schiffmann auch zur regionalen Szene von Rechtsextremisten bekannt und offensichtlich:
Für Landau wurde weiter kräftig mobilisiert.
Allen voran das nicht nur in der Südpfalz bekannte rechtsextreme Frauenbündnis Kandel mit ihren Telegram Gruppen-Ablegern, Kandel-Team 2020, Eltern stehen auf, Friedensinitiative Speyer und Querdenken 6341 Landau.
Am 13.12.20 gastierte die Frauenbustour in Karlsruhe, ich war damals beobachtend dabei, fand die Aktion allerdings nicht weiter berichtenswert. Güzey Israel ist anschließend dem Bus zugestiegen und war Teil des Busteams bis zuletzt. Die Crew übernachtete ebenfalls in Annweiler.
All das war nicht sehr erfolgreich – Fink hat wohl aus seinem privaten Vermögen einen Teil der Kosten für die Frauenbustour zur Verfügung gestellt. Die Spendensammelei allerdings war nicht erfolgreich, die Tour war chronisch unterfinanziert, einige Kundgebungsorte konnten nicht angefahren werden. Auf dem Rest der Kosten der Tour blieb Eva Rosen sitzen, wie die taz berichtet:
Mit einem Reisebus durchquerte sie Ende 2020 das Land, über 60 Orte habe sie mit der „Frauenbustour“ besucht. Allein für den Bus musste sie rund 40.000 Euro Miete zahlen. Hinzu kamen 3.000 Euro für Security und etwa ebenso viel für Bußgelder wegen Verstößen gegen die Versammlungsauflagen. Am Ende blieb sie auf den Kosten sitzen und zahlte den Rest von ihren Ersparnissen.
Insofern wurden neue Finanzierungsquellen gesucht. Denn Schiffmann, mit weitaus größerer Kundschaft und Fans, war ja erfolgreich beim Spendensammeln mit dem Bus. Das musste doch auch gelingen. Insofern versuchte Fink, Anfang 2021 einen neuen Bus zu finanzieren und sammelte dafür Geld ein. 45.000 € waren das Ziel.

Eine Abrechnung der Gelder, die gespendet wurden, ist nirgendwo aufgetaucht. Es muss wohl angenommen werden, dass damit die Frauenbustour indirekt refinanziert wurde oder Gelder zumindest beim Crowdfunding zurückbezahlt wurden. Initiatoren waren die Finkes, Janko Williams und Güzey Israel aus Karlsruhe.
Dann war es im Laufe des Jahres etwas ruhiger um die Finkes.
Auch Güzey Israel trat in dieser Zeit kaum mehr in Erscheinung, allenfalls noch als Rednerin oder Notfallveranstalterin der Kundgebungen der Gruppe „Grundrechte Jetzt“ von Werner Kraft, Anne Sprösser und Klaus Schimmelpfennig.
Aber offensichtlich musste eine neue Finanzierung des Querdenkerlebens her. Andere waren doch auch erfolgreich.
Also gründete man Ende November 2021 eine Freikirche. Freikirchen werden als eingetragener Verein gegründet. Allerdings ist der Verein beim Registergericht nicht bekannt – diesen Weg scheint man noch nicht gegangen sein. Und natürlich ist wieder Güzey Israel mit im Spiel. Ich hatte mit Israel eine längere Unterhaltung nach einem ihrer Infostände bei der auch ihre Motivlage zur Sprache kam. Dabei betonte sie als außerordentlich wichtig ihren Glauben an Gott. Allerdings wollte sie mir den großen Kirchen nichts mehr zu tun haben – die hatten sich schließlich gegen sie gewandt – spätestens, nach dem sie Pfarrer Mack als Redner ihres privaten als Gottesdienst getarnte Querdenken721-Veranstaltung gebucht hatte.
Die Homepage dieser Kirche ist nichts weiter als ein Platzhalter. Zentrales Organ ist der Telegramkanal der Kirche mit Verlautbarungen von Tobias Fink. Beinahe täglich wird der Aufnahmeantrag der Kirche gepostet, der zusätzlich am Kanal oben angeheftet ist – der Mitgliedsbeitrag pro Jahr beläuft sich auf 36 € (macht bei 1000 Mitgliedern 36.000 € – steuerfrei). Für diese Kirche macht Israel viel Werbung, sie repostet deren Beiträge in den von ihr betriebenen Telegram-Kanälen, sie hat bei ihrer Rede auf der der Auftaktkundgebung der Demo am 18.12.21 dafür geworben, dieser Kirche beizutreten.
Was die Kirche genau will, ist nicht klar. Die bisherigen Verlautbarungen sind eher typische Querdenkermittelungen, über die Pandemie und auch Fink macht Werbung für die illegalen Spaziergänge, mit der die Bewegung die Polizei an ihre Belastungsgrenze führen möchte. Die christliche Botschaft, welcher Art auch immer, spielt eher eine Nebenrolle, wenn überhaupt eine. Da findet man mehr bei Bernward Boden, der wohl auch dazugehört.
Zu erwarten ist ebenso, dass man versucht, die Sonderrechte von Religionsgemeinschaften nutzen möchte, um das Versammlungsrecht zu umgehen

Interessant ist aber vor allem die Satzung. Denn diese Satzung sieht für diesen Verein einen Geschäftsführer vor. Ein Geschäftsführer wäre beim Verein anzustellen, er müsste ein Gehalt beziehen. Wer diese*r Geschäftsführer*in sein soll, ist unbekannt. Wieviel Gehalt er oder sie bezieht – ebenfalls. Ich kenne solche Konstrukte aus anderen Zusammenhängen. Man hat eine Idee, engagiert sich, gründet einen Verein und irgendwer soll davon leben können. Er oder sie wird Geschäftsführer*in (bei Sportvereinen Trainer*in, Musikvereinen Leiter*in etc.). Interessant für Querdenker, die darüber nachdenken, dieser Kirche beitreten zu wollen, gilt folgende Regelung:
In der Praxis führt dies dazu, dass alle Mitglieder für rechtsgeschäftliche Handlungen, also auch z.B. für die Schulden des „Vereins“, genauso wie bei einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, gemeinsam haften
Das ist natürlich praktisch, falls diese Kirche beschließen sollte, einen Bus zu kaufen um ihr Wort Gottes im gesamten Bundesgebiet verbreiten zu können – und eine Crew an Bord hat, die gerne davon leben möchte.
Wie es weiter geht? Man darf gespannt sein.
Update:
s’Reiwerle hat wohl geschlossen, deswegen möchte man jetzt wie SChiffmann und so von Spenden und Mitgliedsbeiträgen leben. Leider hat auch N26 das Kirchenkonto gekündigt – nicht dass die noch aufs Amt müssen:
Güzey Israel schreibt:
Hier der Aufruf von einem ganz lieben Freund von mir!
Tobi und seine Frau haben wirklich alle und jeden unterstützt in 18 Monaten wo sie nur konnten. Nun ist er in Schwierigkeiten, da er sich entschlossen hat, sein Restaurant zu schließen, da er keine Menschen ausschließen möchte und diskriminieren möchte. Bitte helft ihm mit einer kleinen Schenkung und wenn es nur 1 Euro ist.
Und merkt euch, diejenigen die wenig haben sollen ihr weniges behalten und diejenigen die mehr geben können können großzügiger agieren!
Ergänzend:
Beitrag des Weltanschauungsbeauftragten Lamprecht zur „Demokratischen
Freikirche:http://u.epd.de/22oj: