Die Querdenkerdemo in Karlsruhe ist vorbei. Die Teilnehmerzahlen entsprachen meinen Erwartungen, es sah zu Beginn nach ungefähr 500 Leuten auf dem Platz der Menschenrechte aus, waren dann aber am Ende wohl gut und gerne 1000 Teilnehmende.
Die Demo blieb friedlich, aber auch langweilig. Und das war kein Wunder. Frau Israel, die mit Müh und Not als Veranstalterin zugelassen wurde, wie sie selbst empört erzählt hat, hat deutlich gemacht, dass Ordnungsamt und Polizei im Kooperationsgespräch sehr deutlich gemacht haben, dass sie sehr auf die Einhaltung der Auflagen achten werden. „Was man so Kooperationsgespräch nennt“ – sagt sie. „Das Führen und das Bestimmen kam vom Ordnungsamt Karlsruhe. Leider sind wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden.“
Werner Kraft konnte wohl nicht die Veranstaltung anmelden – nachdem er am Montag beim illegalen Lichterspaziergang die Menge mit lautem „Lauft einfach weiter“ dazu gebracht hatte, eine personell unterbesetzte Polizeikette zu überlaufen, war die Stadt hier endlich(!) konsequent. Frau Israel erzählt natürlich nur, dass er teilgenommen habe – und klar, die Menge reagiert und ruft „Pfui“. Und auch Frau Israel durfte nur unter Bedingungen Veranstalterin sein.
Unter diesem Eindruck hat sie mehrfach deutlich gemacht, dass die Regeln einzuhalten sind. Auch das: endlich. Und so hat die Menge sich ein wenig aufgeregt – ist aber dann schlicht und einfach vom ZKM in Karlsruhe über die Innenstadt und wieder zurück auf einen 3 km langen Spaziergang gegangen – auf dem einfach nichts los war. Die langweiligste Demo, die ich je erlebt habe. Natürlich gab es immer und immer wieder Verstöße gegen die Maskenpflicht, aber bei 1000 Leuten machen nicht alle mit und es auch in meinen Augen nicht so eklatant, dass man hätte einschreiten müssen. Die Ordner*innen haben die Mengen immer wieder drauf hingewiesen – auch wenn sie selbst teilweise ein Teil derjenigen waren, die sich nur schwer dran halten konnten und einige doch immer wieder die Nase freiließen.
Die Menschenmenge war wieder nach außen hin gut bürgerlich – nur Einzelne waren erkennbar als eben dem Rand zuzuordnen. Ein Teilnehmer mit aufgenähter Wirmerflagge war dabei – leider ist mein Bild nichts geworden.
An der Ecke Sophienstraße standen zwei Grüne mit Plakat „Impfpflicht jetzt“ und einer grünen Fahne- das Büro ist dort in der Nähe. Ich stand eine Weile dabei – und natürlich war das Anlass für viele, teils verbalaggressiv, teils schlicht beleidigend gegenüber uns dreien aufzutreten. Polizei stand daneben – alles gut.
In der Erbprinzenstraße habe ich dann nochmal den Zug an mir vorbei laufen lassen, hier ging eine Teilnehmerin aus der Menge und hustete mich (durch ihre Maske) mit Abstand an. Nichts weiter passiert – zeigt aber wundervoll das Niveau, auf dem sich diese „kritischen Bürger*innen“ bewegen.
Es zeigt sich: wenn die Ordnungsamt und Polizei deutlich machen, dass sie die Auflagen durchsetzen werden, dann bleiben diese Demos friedlich. und dafür hab ich auch dieses mal eine Lobesmail an die Polizei geschickt.
Querdenken kommentiert das folgendermaßen:
Die Demonstration war von Seiten des Ordnungsamtes mit wirklich demokratiefeindlichen Auflagen versehen worden, die nie und nimmer einzuhalten gewesen wären. So war ein Ordnerschlüssel von 1 Ordner auf 10 Teilnehmer angeordnet worden. Für alle Demonstrationsteilnehmer war Maskenpflicht angeordnet, befreit von dieser Maskenpflicht waren nur Kinder bis zum 6ten Lebensjahr und Personen, welche eine ärztliches Maskenbefreiungsattest vorweisen konnten. Diese Auflagen aus dem rot-grünen Rathaus waren ganz klar dafür bestimmt und geeignet die Versammlung zu vereiteln.
Nein, Frau Israel. Die Stadt Karlsruhe hat sich entschieden, trotz zahlreicher Verstöße von Ihnen und anderen Protagonisten und Teilnehmenden Ihrer Kundegebungen und Demos diese Demonstrationen möglich zu machen und Sie gezwungen, die Maskenpflicht umzusetzen und weitere Auflagen einzuhalten. Das ist gut für die Demokratie, denn die Verstöße, die hier andauernd passieren, sind eine Gefahr für das Recht auf Versammlung. Wer eine personell überforderte Polizei permanent zusätzlich und mit Ansage überfordert, sorgt dafür, dass die Politik irgendwann Demonstrationen erschweren wird. Ihre auch von Ihnen propagierten Verstöße, Ihr Wunsch nach Demos ohne Auflagen, das Überschreiten der Regeln ist demokratiefeindlich.
Und ich bin nun wahrlich nicht als Freund der Polizei bekannt.
Das ändert ja zudem nichts an den Tatsachen, die es sonst auch noch gibt.
Am Tag vor der Demo hat Frau Israel ein antisemitisches Video von Attila Hildmann geteilt, das als „Meisterwerk der Aufklärung“ bezeichnet wird. Unter anderem mit einem Bild, das eine Hand zeigt, die Menschen als Marionetten führt. Die Hand ist mit einem Kennzeichen für Freimaurer, für Jesuiten und: dem Davidstern gekennzeichnet. Antisemitismus, mit dem sie nicht zum ersten Mal auffällt. Wir erinnern uns gut an die Kundgebung vor rund einem Jahr, auf der Vergleich mit Anne Frank stattfand und den sie im Nachgang verharmlost hat.
Die weiteren Inhalte des Videos sind ähnlich, Nummerologie, Bibelzitate, Verschwörungen. Das hält Frau Israel für ein Meisterwerk der Aufklärung, das sie den über 800 Teilnehmenden ihrer Telegramgruppe zukommen lassen möchte.
Dem hier
kann man also getrost widersprechen. Kein „ganz normaler“ und erstrecht nicht „friedlicher“ Mensch würde solche Videos teilen. Und kein ganz normaler und friedlicher Mensch würde sowas in seinem Umfeld dulden. Das Video steht unwidersprochen in der Querdenken721-Gruppe. (davon abgesehen, dass man ja ausreichend Bescheid weiß, was für eine Person Hildmann ist)
Auch immer wieder, zuletzt am 18.12., bleibt ein Beitrag des „Journalisten“ Simo Logoff stehen:
In jeder Verschwörungstheorie finden sich antisemitische Elemente. Das Teilen des Hildmann Videos zeigt:
Zugleich existiere die „wahnhafte Phantasie, dass eben hinter allem, was man ablehnt, irgendeine unbekannte Macht stecken müsse“. Damit sei jede Verschwörungsphantasie im Kern antisemitisch, weil hinter dieser erfundenen ‚Macht im Hintergrund‘ Jüdinnen und Juden vermutet werden, erklärt Salzborn.