Der grüne Nachwuchs freut sich mit Künast und Trittin über das gute Wahlergebnis. Jetzt aber müssen auch neue Gesichter vor, sagen die Jüngeren
schreibt die taz am heutigen Donnerstag, 1. Oktober 2009. NUNja. Macht sich ja immer gut, so ein Artikel. Ein bißchen Terz in den Bundestagsfraktionen ist ja für alles Mögliche gut. Für viele überraschend: sind die GRÜNEN schon alt genug für eine personelle Erneuerung. Sind das nicht alles noch junge PolitikerInnen?
Ja, sind sie. Nichts gegen PolitikerInnen, die keine 30 mehr sind. Oder 43. Sylvia Kotting-Uhl fällt mir da spontan ein – oder Christian Ströbele, den sie wahrscheinlich irgendwann einmal mit den Füßen voraus aus dem Bundestag tragen, wenn er weiterhin so souveräne Wahlergebnisse einfährt wie am vergangenen Sonntag.
Aber – es wird tatsächlich Zeit, dass die Garde, die die rot-grüne Regierungszeit maßgeblich mitgeformt und mitgetragen hat (und sie tweilweise bis heute auch durchgängig verteidigt) den Weg für die frei macht, die noch nicht so lange im Bundestag sitzen. Ich fände es spannend, wenn Künast und Trittin von sich aus auf die SprecherInnenposten verzichten würden und als Stellvertreter noch mit Rat und Tat im Sinne der Fraktion zur Verfügung stünden, aber andere Menschen die Fraktion nach außen repräsentierten. Gerhard Schick ist da einer meiner Kandidaten, der durch eine hohe Sachkompetenz in Finanz- und Haushaltsfragen längst den unsäglichen Bertelsmannclon Oswald Metzger hat vergessen machen. Oder Ekin Deligöz, die eine ambitionierte Familienpolitik betreibt und als „Mutter“ der grünen Kindergrundsicherung auch für eine neue grüne Sozialpolitik steht.
Und auch die Arbeitskreiskoordination sind kein Erbhof und könnten spätestens in der Mitte der Legislatur mit „jungen“ Nachrückern besetzt werden – Hermann Ott als Klimaexperte, Wolfgang Strengmann-Kuhn als ‚Verfechter des bedingslosen Grundeinkommens (jung im Sinne von „noch nicht so lange im Bundestag). Als kleinste Oppositionspartei, die zwei von drei Wahlzielen verfehlt hat – und das unwichtigste erreichte, nämlich zweistellig zu werden – kann man, nein muss man einen Neuanfang wagen. Die alten Rezepte funktionieren nicht mehr richtig. Mit der richtigen Mischung aus alt und neu erreichen wir sicher wieder eine andere Wahrnehmung. Auch das hilft, grüne Gräben zwischen Flügel zuzuschütten – eine meiner wichtigsten Ziele für die nächsten Monate und Jahre.
Sicherlich ist es notwendig von Zeit zu Zeit auch über Personen zu sprechen! Man sollte dabei aber nicht außer Acht lassen, dass Personen (Persönlichkeiten) auch für eine gewisse Kontinuität und Verlässlichkeit stehen!
Gerade den Grünen wird eine erhebliche Fähigkeit zum eigenen Wandel attestiert – da muss man aufpassen, dass aus der Wandlungsfähigkeit keine Wankelmütigkeit entsteht!
Die Wählerinnen und Wähler müssen sich schließlich darauf verlassen können, dass sie ihre Stimme nicht einer Partei geben, die während der Wahl noch mit einem bestimmten Personaltableau – welches auch mit einer bestimmten Programmatik verbunden wird – wirbt, um es dann bereits kurz nach der Wahl wieder zu demontieren.
Dies gilt nicht nur für die Wählerinnen und Wähler, sondern auch für potentielle Neumitglieder. Die Grünen vermelden derzeit einen Neumitgliederrekord. Stellt man sich nun personell völlig neu auf, lenkt man die Partei auch ruckartig in eine neue Richtung – ob das fair gegenüber denen ist, die sich gerade für die Mitarbeit in der Partei entschieden haben, ist zumindest fraglich!
Außerdem bleibt Pösten-Geschiebe einfach Pösten-Geschiebe, auch wenn es auf Jugendticket geschieht! Dickes Sorry an die Grüne Jugend! 😉