Unterwegs in Europa

Am vergangenen Wochenende war ich im Rahmen des europäischen Programms für die berufliche Bildung Leonardo in Litauen. Eigentlich ganz unpolitisch, aber so ganz ist es das ja nie. Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben geflogen, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Es war interessant, ich habe einiges gelernt, neue Eindrücke gewonnen, dazu vielleicht an dieser Stelle zu einem anderen Zeitpunkt mehr.

Im Rahmen dieses Programmes werden Auslandsaufenthalte in der beruflichen Aus- und Weiterbildung gefördert. Die Projektteilnehmer_innen treffen sich in den jeweiligen Ländern und kommen bspw. aus Italien, Deutschland, der Türkei, Frankreich, Litauen,…

Drei Dinge scheinen mir wert, auf der politischen Ebene heraus gestellt zu werden:

  1. Zur Begrüßung gab es eine schicke Präsentation mit animiertem Video über das Land. Es wurde offen angesprochen, dass das Land wenig eigene Ressourcen hat. Daher wird unter anderem massiv in Infrastruktur investiert, um bspw. den Warentransfer per LKW von Russland nach Europa leichter zu machen – natürlich alles mit Fördergeldern. Darüber hinaus gibt es massive Steuerentlastungen für Unternehmen, bis zu 100% werden offen angesprochen, ja, Werbung damit gemacht. So hofft man Unternehmen anzuziehen, deren Arbeitnehmer dann die Steuern bezahlen. Ein Irrweg.
  2. Eine zweite große Investition findet im Bildungsbereich statt. Erzählt man dort von Klassenteilern von über 30 oder der wenigen staatlichen kulturellen oder musischen Bildung, erntet man dort nur Kopfschütteln und Unverständnis. Auch in der Erwachsenenbildung, in der ich ja auch tätig bin, gibt es weitaus größere Anstrengungen.
  3. Hinter dem Hotel, indem wir wohnten, befand sich ein großer See. Man könnte meinen, dass ein Oberzentrum, dass an einer Hauptverkehrsstrecke liegt, diesen touristisch erschließt. Tun
    See hinter dem Hotel

    sie aber nicht. Das Wasser ist in einem so schlechten Zustand, dass niemand darin schwimmen kann – Altlasten. In die Reinigung des Wassers werden allerdings keine Beträge investiert. Natürlich löst eine solche touristische Erschließung nicht alle Probleme vor Ort, aber angesichts der Armut dort wäre es sicherlich eine Option, in der Region Arbeitsplätze zu schaffen, ganz davon abgesehen, dass eine ökologische Erneuerung ja auch was mit Lebensqualität zu tun hat. Nur wenige Meter von den Hauptstraßen entfernt leben Menschen in alten Plattenbauten oder gar in Holzhäusern, die sicher nicht gut isoliert sind. Und die Winter dort werden kalt.

Schon an diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig und richtig es ist, in Ökologie zu investieren und wie wahr der Satz ist, der davon spricht, dass man mit grünen Investitionen schwarze Zahlen schreiben kann – wenn man denn dort und überall, wo es noch möglich und notwendig wäre, endlich anfinge.

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TheK

Weißt du, was wirklich traurig ist? Diese Land, dass bekannt ist für teilweise bittere Armut, für Autos die nur noch der Rost zusammen hält und für viele viele andere Umweltsünden, hat einen Pro-Kopf-Ausstoß an Treibhausgasen, der bei der Hälfte des Wertes in Deutschland oder Dänemark (2 Ländern, die sich für ihre Umweltpolitik wie „Helden“ aufführen) liegt.

Zu den Holzhäusern (dürften so aussehen wie dieses hier: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Zemaiciu_kletis,_2007-04-21.jpg) kann ich dir allerlei erzählen. Einen ähnlichen Baustil findet man auch in Finnland und in einem Haus eben dieses finnischen Stils bin ich aufgewachsen 😉

Das Gebäude kommt trotz Baujahr 1974, gerade einmal 7cm dicken Bohlen, Fenstern noch original von damals (mit Dichtungen, die diesen Namen nie verdienten) und mehr als genug Ritzen (Holz arbeitet bekanntlich, du schließt eine und findest 2 neue) auf ~175 kWh/m²a (netter Weise mit fallender Tendenz; so langsam hab ich die Ritzen wohl alle 😉

In der Praxis legt einem aber der Alltag so manchen Stein in den Weg:
– viele Versicherungen weigern sich entweder völlig, Holzhäuser zu versichern oder verlangen aberwitzige Aufschläge.
– *jeder* Handwerker braucht erst einmal eine Einweisung in das Thema „Holz arbeitet“! Anderenfalls kann man sich sicher sein, dass seine Bastelei erstmal ständiges Knacken verursacht und dann früher oder später zu einem Problem wird.