Kurz vor den großen Ferien fuhr ich etwas früher von der Arbeit nach Hause. wie der Zufall es will, stieg eine Schulklasse auf dem Nachhauseweg nach Kuppenheim zu – und dabei kam es zu den folgenden Ereignissen, die ich ebenfalls per E-Mail dem Schulleiter mitteilte:
Um 12:43 Uhr stieg ich am Karlsruher HBF in die Bahn ein. Eine Schülergruppe stieg zu, wie ich am Rande mitbekommen hatte. Auf einmal erhob sich ein Riesengeschrei, eine männliche Person schrie mehrere Schüler zusammen, weil sie noch etwas am Bahnhof eingekauft hatten. Beinahe hätten sie wieder aus der Bahn aussteigen müssen. Es war reichlich knapp, das ist schon wahr. Aber diesen Ton habe ich in der Form lange nicht mehr gehört. Erniedrigend, sehr laut, demütigend, autoritär: „wenn ich sage, dass nichts mehr gekauft wird, dann wird nichts mehr gekauft“ unter anderem.
Ich habe mich eingemischt und ihn darauf hingewiesen, dass ich es kaum als adäquaten Ton empfinde, wenn ein Lehrer in diesem Ton mit seinen Schülern spricht. Er hat mich dann regelrecht angemacht, ich solle mich nicht einmischen, solle bloß nicht versuchen, mich zu profilieren. Sein Ton mir gegenüber war sehr aggressiv, ich fühlte mich regelrecht bedroht (laut, dominant, nach vorne gebeugt). Zuerst wollte er mir dann nicht die Schule sagen, an der er arbeitet. Als ich implizierte, dass er wohl Angst davor habe, es zu sagen, teilte er sie mir mit.
Ich finde es erschreckend, wie ein so junger Lehrer derart mit seinen Schülern umspringt. Er war sichtlich mit der Situation überfordert. Die Chance, dass alle etwas von lernen, wenn sich wenige nicht an Regeln halten und deshalb alle leiden müssen (30 Minuten später fahren nämlich), kam ihm überhaupt nicht in den Sinn. Kritik versuchte er mit derselben Aggressivität ihm gegenüber zu unterbinden, die er gegenüber seinen Schülern wohl als einziges Mittel kennt. Von pädagogischem Verhalten keine Spur, nur lauthalses Schreien. Das kenne ich noch aus den 1970ern und 80ern….Ich frage mich, was passiert, wenn er seitens eines Schülers kritisiert wird?
Zentral bleibt aber die Frage: wieso hat denn der gute Herr nicht mitbekommen, dass seine Schüler noch etwas eingekauft haben? Da hat er wohl seine Aufsichtspflicht verletzt. Denn hätte er diese wahr genommen, wäre es gar nicht zu dieser Situation gekommen. Und minderjährige Schüler bei einem Schulausflug alleine am Karlsruher Bahnhof zu lassen, finde ich wahrlich nicht in Ordnung.
Ich dachte, der Schulleiter wäre an so etwas interessiert und bekam dann leider doch wieder mein Bild der Krähe, die der anderen kein Auge auskratzt, bestätigt:
Bezüglich des von Ihnen geschilderten Vorfalls habe ich mit den beiden begleitenden Lehrern gesprochen. Es war wohl so, dass sich zwei Schüler über die klare Anweisung hinweggesetzt haben, im Bahnhof nichts zu kaufen. Sie kamen dadurch zu spät auf den Bahnsteig und die Bahn, in die der Rest der Gruppe schon eingestiegen war, wäre fast schon abgefahren. Ich denke es gehört auch heute noch zum Erziehungsauftrag eines Lehrers den Schülern, die gegen die Regeln verstoßen und den Ablauf eines Ausfluges für die ganze Gruppe gefährden, klar zu sagen, dass ihr Verhalten so nicht in Ordnung war. Die Verantwortung, die ein Lehrer übernimmt, wenn er mit einer Schülergruppe unterwegs ist, bedarf, zum Wohle aller, klarer Absprachen. Ich persönlich kenne den von Ihnen angesprochenen Kollegen als sehr engagierten und von Eltern und Schülern geschätzten Kollegen, der sich in keiner Weise aggressiv gegenüber anderen Personen verhält. Ihre Vorwürfe kann ich leider so nicht nachvollziehen.
Tja, da sich der „Kollege“ – ein sehr junger Lehrer darüber hinaus, doch sehr aggresiv verhalten hat – den SchülerInnen und mir gegenüber – können wir davon ausgehen, dass er weiterhin mit seinem Verhalten durchkommen wird. Kein Wort davon, dass die Aufsichtspflicht verletzt wurde, keine Info an die Eltern, kein Ton der Entschuldigung oder gar ein Dank für die Information.
Hallo Jörg,
ich kann ein wenig beide Seiten verstehen. Ich verstehe, dass Du das unangemessen fandest.
Ein wenig verstehe ich aber auch den Lehrer, wenn seine Ansage scheinbar missachtet wurde von den Schülern. Ich könnte mir vorstellen, dass ich auch mal laut werden könnte, wenn die Gefahr besteht, dass man einen Zug (möglicherweise mit Fahrkarten mit Zugbindung) verpasst, weil ein paar Leute nicht pünktlich sind.
Ich weiß nicht, wie alt die Schüler waren, aber ich lasse natürlich auch mal Schüler alleine losgehen in Kleingruppen. Ich finde durchaus, dass man sich dann aufeinander verlassen können muss. Klassenfahrten sind ohnehin manchmal stressig…
Beste Grüße
Birgit
Ich kann auch verstehen, dass es nervt, wenn Schüler knapp auf die Bahn kommen. Dann darf ich sie aber nicht alleine lassen. Mag sein, ich bin da etwas emfidlich – aber ich habe einmal erlebt,dass mein Sohn aufgrund des Nichtaufpassens seiner Lehrerin – da war etwa im selben Alter – 10 km im Winter nach Hause gelaufen ist, weil er völlig verunsichert war. Nein, der junge Mann hat falsch gehandelt und dann noch total überreagiert – und sich dann noch ereifert, weil er öffentlich zur Rede gestellt wurde. Bei allem Verständnis.
Etwas ähnliches habe ich heute auch verbloggt, nur das es sich um behinderte Kinder handelt die auch noch alle eine starke Lerneinschränkung haben.
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, dass trifft besonders im Mikrokosmos Schule zu. Da hilft es nur, es konsequent öffentlich zu machen.
LG Politgirl
Hallo Jörg,
Danke für Dein einmischen.
Es kann nicht angehen das ein Lehrer ( egal wie alt ) sich derart undiszipliniert gegenüber Schüler als auch Erwachsenen verhält. Wo bleibt die Vorbild Funktion?
Wäre der Lehrer innerhalb der Klasse ein Mann mit Gradlinigkeit, hätten die Schüler wohl sein Worte : nicht einkaufen am Bahnhof, weil knappe Zugverbindung usw. gehört.
Dieser Vorgang zeigt, er kommt nur noch mit schreien und drohen weiter. Alles vorbei. Er hat kein Respekt vor seinen Schülern und er keinen Respekt vor den Kindern.
Schlecht, ganz schlecht. Ein Klassenwechsel wäre ihm zuzuraten.
Ich denke nicht das es zu einem Erziehungsauftrag gehört zu schreien und zu drohen, das in Richtung Rektor.
Liebe Grüße
Moni