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wenn der Bodensatz der Querdenkerbewegung zusammen kommt

Kurz: bei den Querdenkenden in Karlsruhe.
Unter dem Motto „Wider den Faschismus“ hatten heute die Karlsruher Querdenker aufgerufen. Keiner der sonst üblichen Veranstaltenden war da, statt dessen war Philippe Sebastian, Ex-WIR2020-Kandidat für den Landtag in Karlsruhe in die Pflicht genommen. Trotz ihres angeblichen Kampfes gegen den Faschismus stand mitten unter ihnen ein Herr, der die Wirmer-Flagge um den Hals trug.
1999 wurde die Flagge dann vom Vordenker des neonazistischen Deutschen Kollegs Reinold Oberlercher in seinem überarbeiteten Verfassungsentwurf vom 9. November 1999 zur Flagge des vom Deutschen Kolleg angestrebten Vierten Reichs erklärt[3][4] und war fortan die Flagge des Deutschen Kollegs. Zum deutschen Kolleg gehört auch Horst Mahler, der am 14. Dezember 2003 die Verkündigung der Reichsbürgerbewegung veröffentlichte.[5] Dadurch wurde die Fahne im damals medial und gesellschaftlich wenig beachteten Reichsbürgermilieu populär und somit verstärkt von rechtsextremen und -populistischen Gruppierungen verwendet, was auf Kritik von verschiedenen Seiten stieß.[6][7][8] Wegen ihrer hohen Präsenz auf den Dresdner Pegida-Demonstrationen wurde die Flagge in einigen Medienberichten auch als „Pegida-Fahne“ bezeichnet.[9][10][11]
Quelle: Wikipedia
Mann mit Wirmerflagge um den Hals
Hinweise auf diese Tatsache nahmen sie gelassen, sahen keinen Grund, sich von dem Herrn zu distanzieren – nein, sie verteidigten ihn sogar.  Erst nachdem ihn die Polizei ansprach, verschwand er von der Fläche.
Ein weiterer Herr teile mit Schild mit, dass er mithelfen wolle, das „Coronaregime“ entmachten und vor Gericht stellen wolle. Auch er lief völlig unbehelligt durch die Versammlung, die doch ein Zeichen wider den Faschismus setzen wollte.
Der Hauptredner zitierte derweil reichlich Text aus Wikipedia – Wikihausen, wie er es nannte – zu Faschismus und allerhand mehr. Damit erschöpfte sich offenbar sein Wissen. Danach folgte ein offenes Mikrofon, bei dem das, was man den Bodensatz der Querdenkerszene nennen muss, zu Wort kam. Ein Stuttgarter, der wohl extra angereist war,  bot mehrfach das Gespräch an, man könne ja miteinander reden, er wolle das. Auf „Nein“-Rufe aus der mitanwesenden Antifa reagierte er ungläubig, wiederholte vielmals sein Angebot.
Dann sprach Ralph Bühler – ein bekannter Rechtsaußen, um den ganzen Widersinn des „Wider den Faschismus“ komplett zu machen. Danach folgte ein Trauerspiel an Reden, das man kaum wiedergeben kann. Eine Frau erzählte von den Mogellons in den Masken, andere demonstrierten ihr Wissen über Statistiken, so dass aus +4000 Menschen, die nach einer Impfung gegen Corona gestorben waren im nächsten Satz +4000 Menschen die AN einer Impfung gegen Corona gestorben waren. Dann wieder Ralf Bühler, der vom Bargeldverbot bis zu Hungertoten in Afrika alle Themen kurz streifte und alles und jeden miteinander in Zusammenhang brachte. Dazu gehörte auch die Maske, die ja nicht gegen das Virus schütze. Seit mehr als einem Jahr wird deutlich gemacht, dass es darum geht, andere zu schützen – allein, bei diesen Leute geht das einfach nicht ins Hirn. Petra Music, Ex-Kandidatin der Linken (Auf Platz 6 von 6) für den Kreistag, fragte, warum Bill Gates denn nicht all seine Millionen spenden würde, um Menschenleben zu retten, ein Zuschauer stellte sich dem Gesprächsangebot und musste sich haarsträubende Geschichten und Vergleiche anhören. Wer wissen wollte, wie die Querdenkenden in Karlsruhe wirklich sind, abseits der schrillen Gülzey Israel oder dem distinguierten Werner Kraft – der hatte heute ein Schauspiel sondergleichen vor Augen. Wir Außenstehenden wurden mehrfach aggressiv angegangen, auch die Ordner*innen mischten sich ein, anstatt ihren Ordner*innenpflichten nachzukommen. Ich wurde mehrfach von einer Person aus Malsch beleidigt, die es gar nicht fassen konnte, dass ich da wenige Meter von ihr stand, ich, der mich dafür einsetzte, dass DHL-Autos nicht auf Gehwegen parken sollten – was sie völlig absurd fand (ein Beitrag in einer FB-Gruppe). Eifrig wischte sie auf ihrem Handy rum und versuchte, den Beitrag anderen zu zeigen, um zu beweisen, was ich denn für ein seltsamer Mensch sei. Vorne am Mikro derweil Vergleiche – nur um das Thema das Abends  „Wider den Faschismus“  ging es keine*r der Redner*innen. Statt dessen blitzte dann auch mal zwischendurch die Fremdenfeindlichkeit auf, als es darum ging, dass diese Leute, die hierher flüchteten ja denjenigen, die hier leben, die Jobs wegnehmen werden.
Ich habe heute viel gelacht, den Kopf geschüttelt und mir verzweifelt an den Kopf gefasst, weil es so abstrus war, was dort geboten wurde. Ich will es manchmal selbst kaum glauben, dass diese Leute nach einem Jahr immer noch jeden Unsinn wiederholen, der ihnen längst widerlegt wurde – von der nicht vorhandenen Übersterblichkeit bis hin zum Erdbeben in Bergamo, das die Toten verursachte anstatt der Pandemie, rassistische Aussagen über die Inder*innen, die sterben würden – das wären ja nur so viele, weil es eh viele Inder*innen gäbe und überhaupt – im letzten Jahr gab es an der Stelle, an der alle umfielen, eine Unfall mit Gas, wo alle in Ohnmacht gefallen seien und so weiter, und so fort. Die glauben all das und noch viel mehr immer noch.
Diese Woche habe ich in der ZDF-Mediathek alle 6 Folgen von „Schlafschafe“ gesehen. Das war ähnlich schmerzhaft.
Update: in einer vorherigen Version stand, dass Petra Music heute bei WIR2020 ist. Ich bin davon ausgegangen, weil sie mir am Wahlkampfstand von WIR2020 in Ettlingen begegnet ist und meine juristische Auseinandersetzung mit ihr sich um WIR2020 Wahlkampfmaterial drehte. Da ich es nicht sicher weiß, habe ich den Teil, der das behauptet hat, gelöscht
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