wenn die Kultur am Schweinefleisch hängt

Dienstag Abend, 26.4.16 im Malscher Gemeinderat. Man berät ein Leistungsverzeichnis für die Lieferung von Schulessen für die Gemeinschaftsschule. Im Vorfeld gab es 3 runde Tische dazu. Viel Diskussionen, Schüler*innen, Wirtschaftskräfte, Schulleiter, Fraktionen, Bürgermeister und Hauptamtsleiter waren involviert. Man einigte sich auf einen Entwurf, in dem sich der folgende Satz befand:

Es werden täglich zwei Menüs, bestehend aus Hauptgericht, Rohkost und Salat sowie einem Nachtisch (Fruchtjoghurt, Quark  oder Pudding und Obst) angeboten.

Menülinie 1 entspricht den DGE-Qualitätsstandards für Schulverpflegung, verzichtet aber auf Schweinefleisch und Fleischwaren aus Schwein.

Die CDU, mit am runden Tisch, ging das dann in der Gemeinderatssitzung zu weit. Sie stellte einen Antrag, Schweinefleisch im Leistungsverzeichnis zu belassen. Begründet wurde dies unter anderem mit: Deutscher Kultur.

Die SPD sekundierte, allerdings ohne Kultur, sprach dann aber von gesunder Ernährung.

Der Änderungsantrag kam überraschend, eine Tischvorlage war nicht vorhanden, der Hauptamtsleiter hatte die Änderungen der CDU – farblich gekennzeichnet – schon in den noch abzustimmenden Antrag übernommen.

Ein bisschen Rücksichtnahme ist halt nicht möglich, wenn man Angst vor Islamisierung hat. Oder eben einfach keine Rücksicht nehmen möchte. Weil Schweinefleisch ja irgend etwas mit Kultur zu tun hat. Realsatire: am selben Abend lief in der Anstalt dieser Beitrag:

https://www.youtube.com/watch?v=-RTLy66W-O0

Die CDU Malsch – ganz auf der Linie der Nord-CDU.

Ich weiß nicht, was das soll – und habe mich auch entsprechend zu Wort gemeldet. Den Vorschlag gemacht, es doch mal so bestehen zu lassen und nach einem Jahr – für diesen Zeitraum haben wir uns aus Ausschreibungsgründen zunächst entschieden – zu schauen, welche Kinder sich schlecht ernährt fühlen, wegen Schweinefleischverzicht. Dem CDU-Antrag wurde dann zugestimmt, mit einem Trick des Bürgermeister erreicht, dass das Verfahren so undurchsichtig war, dass nicht über die Änderungsanträge getrennt abgestimmt wurde, obwohl ich das verlangt hatte. Stattdessen reicht es neuerdings wohl, wenn die CDU einen Antrag stellt – der kommt direkt in die Vorlage. Zu was abstimmen? Ich wollte es nicht auf die Spitze treiben und habe keinen Geschäftsordnungsantrag gestellt – aber ich bin immer noch empört und werde zukünftig anders reagieren.

In Malsch gibt es also ab sofort eine Schweinefleischpflicht. Von Schweinefleisch aus Massentierhaltung.

 

Die Kindern, die keines essen  aus religiösen Gründen wie muslimische oder jüdische Kinder, die ja dann oft Migrationshintergrund haben, werden also in Malsch regelmäßig die Botschaft sehen und lesen: Iss das oder Deine Kultur ist fremd. Du gehörst nicht dazu.

Dass es immer auch ein vegetarisches Essen gibt, macht das nicht besser.

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Tante Jay

Wenn dem so war ist der Beschluß ungültig und kann angefochten werden. Nächste Haltestelle Gericht.

Realo

Richter haben mit Sicherheit wesentlich Wichtigeres zu verhandeln.

Realo

Warum überlassen Sie die Entscheidung, Schweinefleisch zu essen, nicht denjenigen, die es betrifft; also Eltern und Kindern? Warum wollen Sie Ihre Sichtweise Anderen oktroyieren??

Realo

Das sollten Sie den Eltern und Kindern überlassen, ob und wie sie „Rücksicht“ nehmen. Rücksicht zu nehmen, kann übrigens auch bedeuten, als Muslim zu akzeptieren, dass hiesige Ernährungsgewohnheiten auch Schweinefleisch umfassen können.

„Aufoktroyieren“ gibt es nicht.

Realo

Warum maßen Sie sich an, zu entscheiden, dass es „ausreichend“ fleischliche Alternativen zu Schwein gäbe??

Wenn Eltern und Kinder gerne Schweinefleisch essen möchten, dann sollten Sie dies respektieren!

Zu „Auoktroyieren“: Pleonasmus -> https://de.wiktionary.org/wiki/aufoktroyieren

Realo

Sprache der Un- und Eingebildeten. Ich gebe Ihnen Recht.

Christian

Schweinefleisch …. ich würde mich freuen, wenn die Massentierhaltung ein Ende hätte und nicht jedes Schweineschnitzel voll von Rückständen diverser Mittelchen wäre.

Aber mal ehrlich: streicht niemand im Ort mehr sein Haus rot nur weil einer eine Rotschwäche hat?

Oder ist Malsch voll von jüdischen oder muslimischen Migranten?

Es wird doch eine Alternative geboten – vegetarisch! 1x mit Fleisch und 1x ohne Fleisch. Ist das nicht legitim? UND: ist das Fleisch jeden Tag Schwein???? Ich kenne da noch Rind, Pute, Huhn, Kaninchen (Murks….nur weil ich Ostern mag darf jetzt kein Hase mehr auf den Tisch?) ….Schaf, Strauss, Reh, ….

Als nächstes wird noch mit zweierlei Besteck und Tellern hantiert, demnächst wird dann noch Stäbchen beim ersten chinesischen Flüchtling als Werkzeugalternative Pflicht.

Mal ehrlich: ich habe 4 Kinder und eine Vegetarierin daheim – ich bin einer mit Fleisch-Ess-Lust.

Aber es bedarf da keines Familienbeschlusses. Und es muss keiner essen, was er nicht mag.

Wenn in Malsch „Pflichtschein“ täglich eingeführt würde wäre ich auf der Seite der Gegner – aber was ich hier lese lässt mich ahnen, dass da doch mal beide Seiten dringend über ihren eigenen Schatten springen sollten.

Nur fehlt BEIDEN Seiten augenscheinlich das WOLLEN!

Christian

Upps..mir fehlt bei Pflichtschwein das W…Sorry!!!